RG Basel Jugendtörn 2014

Jugendtoern-2014-2In manchen Momenten im Leben möchte man schreien vor Glück. Wenn plötzlich die gewaltige Schönheit der Natur in einem Augenblick den ganzen Körper durchströmen zu scheint, ist es sonderbar zurück zu denken an die Ereignisse, die zu diesem besonderen Moment führten. Für mich begann die Geschichte am Stammabend des RG Basel im Februar. Ich besuchte gerade den HSA-Kurs und war auf Einladung von Daniel Schenk zu einem Vortrag über Segeldesign und –trimm gekommen. Nach dem Vortrag sprach mich Roger Gersbach an, erzählte mir von den Jugendtörns der RG und beschrieb malerisch, wie der diesjährige Törn in Sardinien aussehen könnte. Ich hatte keine Wahl, kurze Zeit später schickte ich ihm meine Anmeldung.

Am 4. Oktober flog schliesslich die Crew der „Flying Home“, Pascal Burkhalter, Sarah Braun, Flurina Schneider, Corina Rainer und ich, nach Olbia, wo wir auf Skipper Roger und Co-Skipper Antonio Di Criscio trafen. Die beiden erwarteten uns bereits an Bord und überraschten uns mit einem Apéro. Nachdem wir viel Proviant und noch viel mehr Butter eingekauft hatten, bereitete Antonio das Nachtessen zu. Corina hatte Geburtstag und wir starteten den Törn mit einer Feier im Cockpit!

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RG-Schnuppertörns im Mittelmeer

Schnuppertoern-2014-1Seit 2014 bietet die RG Basel für interessierte Neusegeler und Wiedereinsteigerinnen Schnuppertörns an. Diese Törns finden im Mittelmeer statt, einer vor den Sommerferien, der andere in der Zeit um die Herbstferien herum. Ich hatte die Gelegenheit, bei beiden Törn mit dabei zu sein, einmal als Skipperin, einmal als Co-Skipperin, beides Mal im gleichen Revier und auf dem gleichen Schiff, einer Sun Odyssey 409.

Im Gegensatz zum Ausbildungstörn in Saint-Malo und den Törns auf einem CCS-Schiff, sind die Schnuppertörns für Interessierte geeignet, die erste Erfahrungen auf dem Salzwasser sammeln möchten oder vor langer Zeit Gelerntes wieder auffrischen oder festigen möchten. Das Mittelmeer eignet sich deshalb dazu, weil weder Gezeiten und Strömungen den Tagesablauf ungemütlich werden lassen können noch – in der Regel – das Wetter allzu hart ist. Zudem sind die Törngebiete im Mittelmeer von der Schweiz aus gut erreichbar.

Sowohl beim Frühsommer- als auch Herbst-Schnuppertörn wartete das Schiff in Portisco, ca. 20 km nördlich von Olbia/Sardinien gelegen, auf unsere Crew. Nach der Schiffsübernahme, dem Einkauf und der Sicherheitseinweisung reichte es uns bei beiden Törns, bereits den Abend in einer nahe gelegenen Bucht fernab von den anderen Charterschiffen zu verbringen – noch keine 12 Stunden unterwegs und gefühlsmässig trotzdem ganz weit weg vom Alltag.

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RG-Törn Stockholm (-Gävle)

RG-Toern-2014-SchwedenEigentlich fing es nicht gut an, gar nicht gut. Unser RG-Törn Stockholm – Gävle, der nicht in Gävle enden sollte … . Ich war schon am Montag, 2. Juni in Stockholm, um ein bisschen Sightseeing zu machen. Die Stadt ist herrlich, das Wetter war sehr angenehm und das Hotel hielt Fahrräder bereit. Letzteres ist das ideale Fortbewegungsmittel, denn die Stadt ist auf mehrere Inseln verteilt, aber auch weitgehend flach. Selbst auf der Fähre findet man sich wieder unter vielen anderen Velofahrern.

Am Donnerstag hatte ich schon einiges von der Stadt gesehen und wollte mich mit der Schiffsübernahme am Samstag befassen. Dann das Telefon: Der Vorskipper – noch fast eine Tagesreise von Stockholm entfernt – meldete ein Problem. Nun ja, das kann es geben, dachte ich mir. Um noch nachzudoppeln, fügte er hinzu: ein grösseres Problem – sie hätten am Morgen beim Auslaufen aus der letzten Bucht ihres Törns einen Stein getroffen, oder umgekehrt. Das Schiff sei schwierig zu steuern.

Einige Stunden später rief er wieder an, diesmal aus dem Yachthafen Wasahamnen in Stockholm. Bevor er mir Details am Telefon schildern wollte, riet er mir vorbeizukommen. Kein Problem, mit dem Fahrrad war ich in zehn Minuten dort. Tatsächlich, das Steuerrad liess sich einen Drittel nach Steuerbord und zwei Drittel nach Backbord bewegen, allerdings nur mit grossem Kraftaufwand. Keine Frage, das Schiff musste repariert werden. Das Ausmass des Schadens war natürlich nicht ersichtlich, nur Auswassern würde eine Abschätzung erlauben. Es war klar, man hat ja den Freitag um den Schaden zu beheben. Nicht aber in diesem Fall, denn am Freitag war Nationalfeiertag – an ein Auswassern war nicht zu denken.

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RG-Törn Brest-Arzal – „Bretonische Verhältnisse“

Brest-Arzal2013-1Spätestens ab dem ersten Crewtreffen vor dem Törn versprach es, ein interessanter, fröhlicher und kurzweiliger Segeltörn zu werden. Die einen schwärmten von Schauplätzen aus einschlägiger bretonischen Literatur, andere träumten von majestätischen Leuchttürmen und Delfinen, wiederum anderen floss das Wasser im Munde zusammen angesichts der zu erwartenden fulminanten Fisch-, Moules- und Austernschlemmereien. Bemerkenswert war sicherlich die Crewzusammensetzung, es vereinten sich nämlich teilweise die Crews der beiden Filmschiffe „Outremer“ und „Stella Maris“ – man erinnere sich an den CCS-Filmdreh, Saint Malo 2012.

Nach Wochen der Vorfreude war er nun da, der Moment. Bereits die Zugfahrt via Paris nach Brest war erfüllt von Gelächter, Spässen und Sprüchen, welche sich vereinzelt noch durch die kommenden zwei Wochen, und auch darüber hinaus, durchziehen sollten. Das erste Highlight – der Eifelturm! Wenn auch nur von weitem – Frankreich, on est là! Finistère, on s‘approche!

Mit auf der Reise waren Lukas, unser Skipper, Rahel als Co-Skipperin, Monika, unser Organisationsgenie und Koch- und einfach Allestalent, unser Smutje Claudia und meine Wenigkeit, die sich mit Fotografieren austoben konnte. Der zweite Hahn im Korb war Daniel. Sehr dankbar waren wir für seine Kompetenz bezüglich zahlreicher technischer Fragen und seine Hilfsbereitschaft in allen Situationen. In der zweiten Woche stiess dann Jacqueline, unsere Bordmedizinerin, dazu und löste Monika ab – und übernahm zur Freude aller Crewmitglieder auch gleich Monikas Rolle mit. Gleich vorab – die beiden Powerfrauen verwöhnten uns ganze zwei Wochen lang aufs Feinste, es mangelte an rein gar nichts!

Lukas, Rahel, Dani, Claudia und ich reisten einen Tag früher an, geplant war nämlich der Besuch beim CROSS (Centres régionaux opérationnels de surveillance et de sauvetage) in Brest, organisiert von Pierre Lebet. Zu unserer aller Überraschung aber, überraschte Pierre uns mit einem ganz anderen Glanzlicht – einem Besuch auf der „Cheminée Poujoulat“ bei Bernard Stamm, dem weltbekannten Einhandsegler aus der Schweiz. Bereits von weitem stachen der imposante, gelbe Rumpf und der hohe Mast hinter den unzähligen Segelyachten in der Marina du Château hervor. Nach einer ausgedehnten Erkundung der Hafenstadt inklusive maritimem Shopping-Erlebnis, tauchten wir mit Bernard Stamm in die Welt des Einhandsegelns ein. Es darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass der Besuch bei Bernard für die kommenden zwei Wochen die Frauenherzen an Bord wohl alle etwas höher als gewohnt schlagen liess und noch für viele, viele amüsante Anekdoten sorgen sollte.

Unser Zuhause für die kommenden zwei Wochen auf See sollte die gemütliche „Cruising Swiss V“ werden. Die bretonische Atlantikküste lockte damit, entdeckt zu werden und nachdem wir ausladend Speis und Trank gebunkert, uns eingerichtet und uns durch die Sicherheitsvorkehrungen durchgearbeitet hatten, motorten wir nach Camaret-Sur-Mer, unsere erste Station. Viele Stunden würden wir noch unter Motor verbringen, denn die Windverhältnisse entsprachen ganz und gar nicht bretonischen Verhältnissen – dafür sollte für den Grossteil des Törns die Sonne für uns lachen!

Bereits am nächsten Abend erwartete uns das nächste Highlight, dies kurz nachdem wir unsere „Cruising“ vor der Insel Ouessant im Port du Stiff an der Boje festgemacht hatten. Während die eine Crewhälfte den täglichen Pflichten oder einfach mal dem Ausspannen nachzukommen hatte, liessen Lukas, Monika und ich uns einen kurzen Landgang auf der wunderbaren Insel nicht entgehen. Und welch fröhliche Begrüssung erwartete uns! Es war, wie ich später in Erfahrung bringen konnte, Jean Floc’h, der Inseldelfin, welcher sich zu unserem Dinghi gesellte und uns bis zum Hafen begleitete. Dass wir vor lauter Aufregung den Motor in den Leinen und Trossen der benachbarten Fischerboote abwürgten, war in dem Moment Nebensache. Jean Floc’h kam auch später wieder, um uns im Sonnenuntergang zurück zum Boot zu geleiten. Diese zauberhafte Begegnung liess uns staunen – Finistère – das Ende der Welt – hatte wirklich einen ganz besonderen Reiz!

Die Strömungen, Gezeiten und der Zeitplan liessen es am Folgetag leider nicht zu, die eindrückliche Insel zu umrunden, weshalb wir schweren Herzens eine leicht abgewandte Route wieder zurück nach Camaret-Sur-Mer nahmen. Den imposanten Phare de la Jument, 2 km vor der Südwestspitze der Insel, sahen wir so nur aus der Ferne. Aber über einen Mangel an majestätischen Leuchttürmen und wegweisenden Seezeichen konnten wir uns in der Bretagne nicht beklagen.

Wir verliessen Camaret ein zweites Mal, stachen nun aber gen Süden, entlang der Halbinsel Crozon, in Richtung Raz du Sein, als wir von einem Gewitter überrascht wurden. Tapfer hielt sich Dani am Steuer, während das Schiff in den Wogen dampfte und um uns herum Blitze ins Wasser krachten. Gewitter gehören nicht zu meinen Präferenzen, und Angst gepaart mit Seekrankheit noch weniger. Ich verkrümelte mich also in meiner Koje, in der Hoffnung, alles möge bitte sehr bald wieder gut werden. Furchtlos und wacker hielt der Rest der Crew die Stellung. Fürsorglich sorgte Monika mit diversen Teesorten dafür, dass die Kälte nicht überhandnahm und manch einer genoss sogar das (Un)Wetter Spektakel! Der Himmel lichtete sich dann endlich, etwa als wir auf der Höhe des Phare de La Vielle, vor der Landspitze Pointe du Raz, ankamen. Wir passierten die Durchfahrt zwischen der Pointe du Raz und der Insel Île de Sein, und zum ersten Mal liessen es die meteorologischen Verhältnisse zu, dass wir die Segel setzen und Fahrt aufnehmen konnten. In dem ehemals bedeutsamen Fischerhafen von Audierne erwartete uns ein Bojenfeld und selbstverständlich der wohlverdiente Ankertrunk bei schönstem Sonnenuntergang.

Eine letzte Etappe fehlte uns aber noch bis wir definitiv die Einfahrt in die „bretonischen Riviera“ erreichten, die Umschiffung des Pointe Penmarch – danach begann das Mittelmeer-Feeling! Wir übten diverse Segelmanöver, spielten einige MOB durch und erfreuten uns des sonnigen Ferientages! Bis wir am Abend müde von Sonne und Segeln in das gemütliche Loctudy einfuhren und uns für den ersehnten und wohlverdienten bretonischen Ausgang und eine fulminante Fisch- und Seafood-Schlemmerei bereit machten. Dieser Plan sollte jedoch scheitern. Das einzige Restaurant weit und breit schloss seine Pforten just in dem Moment, als wir einzutreten wünschten. Das Hungergefühl und die Müdigkeit taten der Stimmung keinen Abbruch – dennoch – was hätten wir damals für einen Pizza-Kurier gegeben! Doch auch in dieser Hinsicht schien Loctudy – um diese Jahres- und Uhrzeit – vollkommen unbeseelt zu sein.

Die darauffolgende Segeletappe sollte anders werden. Nachdem demokratisch gegen das Trockenfallen in Lesconil und dem Besuch in der Stammbar von Bernard Stamm zu Gunsten der sanitären Anlagen und einer heissen Dusche in Concarneau entschieden wurde, brachen wir am Folgetag nach unserem reichhaltigen Frühstück auf. Und es wurde in der Tat ein prächtiger Segeltag! In Concarneau legten wir – wie es sich gehört – an einem Besuchersteg an. Dass unsere knapp 15 Meter lange „Cruising“ mit ihrem hervorragenden Heck speziell aus der Reihe stechen würde, versuchten wir – in Anbetracht des voll besetzten Hafens – galant zu ignorieren. Leider ignorierte der Hafenmeister diese kleine Nebensache nicht, und bat uns, in den Fischerhafen zu verholen. Uns schwante eine schlaflose Nacht, doch die Fischer waren gnädig und brachen nicht zu unchristlichen Zeiten zum Fang auf. Während sich also Lukas, Rahel, Monika und Dani mit dem Verholmanöver beschäftigten, erkundeten Claudia und ich das Städtchen mit dem klaren Auftrag, ein gutes Seafood-Restaurant aufzusuchen. Empfohlen wurde uns das „L’Amiral“ – hätten wir doch bloss gewusst, dass diese Gaststätte ein Schauplatz im Krimi „Bretonische Verhältnisse“, und deshalb absolut ein Must-See bzw. ein Must-Eat ist! Statt den berühmten Entrecôtes, welche Kommissar Georges Dupin im l’Amiral zu speisen pflegte, gab’s dann halt eben doch Austern und Moules – im weniger spektakulären, dafür nicht minder bretonischen und sehr feinen „La Croisière“. Im Anschluss an den kulinarischen Ausflug lockte der Besuch in der Ville Close. Dass wir definitiv zu Saison-Randzeiten unterwegs waren, spürten wir auch in diesem, doch etwas touristischeren Ort, als wir gezwungen waren, unseren Schlummerbecher an Bord einzunehmen. Innerhalb der Mauern der alten Stadt machte sich bereits die Nachtruhe breit. Einzig ein paar wenige Touristen, ein Hund und wir streunten durch die dunklen Gassen.

Wir wurden an diesem Abend per SMS um ein weiteres Highlight gebeten – die honorable Petroleumlampe auf dem Schiff sollte in einem Crewfoto für die honorable Petroleumlampengesellschaft verewigt werden – in Aktion natürlich. Mit dem Shooting warteten wir jedoch noch ein wenig, bis sich Jacqueline zu uns gesellte und wir so – leider nur für eine kurze Weile – ganz vollzählig waren. Jacqueline stiess in Lorient zu uns. Sie brachte – gemäss Auftrag – zwei Ausdrucke von Fotos von Bernard Stamm mit und beglückte damit die Damenwelt. Diese sollten in der zweiten Woche alternierend diverse Orte im Schiffsinneren schmücken und insbesondere zwei Damenherzen. Jacquelines Ankunft war ein erfreuliches Ereignis. Doch nicht das einzige Highlight! Denn dies war auch der Tag, an dem Dani seine 1000ste Seemeile passierte – welch ein hervorragender Anlass, die Korken knallen zu lassen!

Die erste Woche verging im Fluge – zu siebt machten wir uns nun auf von Lorient nach Port Tudy, einem pittoresken Hafen auf der île de Groix. 17.3 Seemeilen legten wir zurück – davon 17 wie so oft unter Motor, und 0.3 Seemeilen unter Segel. Für dieses Drittel Seemeile brauchten wir allerdings ganze 45 Minuten, so dass wir dann diese Übung wieder abbrachen. Nach einem vorzüglichen Abendessen in der Auberge du Pecheur kam der Moment des Petroleumlampenshootings. Sicherheitshalber ausgerüstet mit Feuerlöscher, einer Menge Spirituosen – zum Geniessen, selbstverständlich!-, einem lustigen Kartenspiel, dem Abbild von Bernard Stamm und guter Laune posierten wir also für das honorable Foto und haben nun auch eine hübsche Erinnerung an eine ganz spezielle Mission.

Brest-Arzal2013-2Leider verliess uns Monika am nächsten Tag. Sie steuerte sich noch selber in den Hafen von Lorient, wo wir sie verabschiedeten, und weiter ging die Reise nach Le Palais, auf der Belle Île. Eine sehr eindrückliche, fast unwirkliche Stimmung herrschte während der Ausfahrt von Lorient. Einerseits drückten die Relikte des Atlantikwalls, anderseits die fast mystische Stimmung bei der Ausfahrt selber, als unzählige Segler gleichzeitig den Hafen verliessen und gegen den dunstigen Horizont segelten. Nach einer Weile jedoch liessen wir sie alle hinter uns und schon bald befanden wir uns ganz alleine auf See. Aus der Ferne genossen wir den Blick auf die Côte Sauvage, auf der Halbinsel Quiberon, welche die wilde Schönheit des Landes erahnen liess. Der Wetterbericht lautete immer gleich – visibilité bonne, mer belle. Zum ersten Mal setzen wir den Gennaker und hatten eine Menge Spass damit – diesen würden wir auch für die verbleibenden Tage bevorzugt montieren. In Port Tudy angekommen machten sich unsere beiden Herren Lukas und Dani auf den Weg in die Capitainerie, und um die Location zu rekognoszieren. Sie kamen lustig zurück und wir Ladies staunten nicht schlecht, als sie bei ihrer Rückkehr bis spät in die Nacht beste Laune versprühten – was da während ihrer Erkundungstour so ganz genau vor sich gegangen war, haben wir nie erfahren.

Das Tolle an dem Wetter war die Wärme. Wir verliessen die schöne Insel und fragten uns, wann wohl der geeignete Zeitpunkt wäre, die Bikinis zu montieren. Ziel des Tages war La Trinité-Sur-Mer. Welch Fehler von mir war es, davon auszugehen, dass auch dies ein verträumtes, bretonisches Fischerdörfchen sei… die Realität sollte mich später einholen.
Weil wir uns für das Segeln entschieden und somit die Zeit knapp wurde, liessen wir den geplanten Drink-Abstecher auf der Île d’Houat aus und stachen stattdessen nach einer spannenden und engen Passage nördlich der Insel direkt in den Norden. Unweit der Hafeneinfahrt nach La Trinité folgte er endlich der langersehnte Badestopp! Wie kleine Kinder sprangen wir ins Wasser, quietschten, spritzten, lachten und planschten was das Zeug hielt und konnten nicht fassen, dass wir am 7. Oktober im Atlantik baden gingen! Nach der Ausgelassenheit folgte aber die Ernüchterung und die Arbeit. Lukas rettete uns gerade noch, bevor wir zu nahe an den einen Südquadranten trieben, und ich schien im Freudentraumel die Orientierung verloren zu haben. Mittlerweile waren wir nämlich schon ganz nah an La Trinité herangetrieben – nur, vor lauter Masten sah ich den Hafen nicht. La Trinité war einfach riesig – und ich von den Dimensionen erschlagen! Entsprechend anspruchsvoll gestaltete sich dann die Navigation hinein zum Anlegeplatz, doch es kam alles gut, wir legten im Päckli an und genossen einmal mehr die wärmende Abendsonne.

Der Golf von Morbihan stand als nächstes auf dem Programm. Das inselreiche Binnenmeer ist über eine schmale Passage mit dem Atlantik verbunden und nach intensiven Berechnungen war klar, dass uns nur ein spezielles Zeitfenster zur Verfügung stand, um günstig in den Golf einzulaufen. Die Gezeitenströme sollten uns unterstützen und so rauschten wir vorbei an uralten Menhiren, Hügelgräbern und weiteren vorgeschichtlichen Zeugnissen. Lukas‘ Plan, am Zielort den Anker zu setzen wurde vom weiblichen Crewanteil nicht sonderlich goutiert und zum Glück – dem Schicksal sei Dank – jäh durch ein einladendes Bojenfeld durchkreuzt. In Anbetracht der Kräfte der Strömungen, liess sich auch Lukas von den wartenden Bojen überzeugen und so machten wir sicherheitshalber beidseitig an der Boje fest. Jacqueline konnte ihre Freude kaum zügeln und vollführte spontan den Bojentanz, als Dank für Lukas’ Entscheidung. Langsam schlich sich auch Ebbe bei unseren Vorräten ein. Der billige Whiskey wurde in die teure Flasche umgefüllt – auch der Gin musste dran glauben-, der verschmähte Kartonwein unserer Vorgänger wurde in leere Flaschen abgefüllt und verwandelte sich mit viel Fantasie zum wohlschmeckenden „Morbihan Südhang“. Und klingt es nun langweilig, wenn ich schon wieder davon berichte, mit welch herrlichem Sonnenuntergang wir an diesem Abend verwöhnt wurden?

Bereits an Kitsch grenzte der nächste Morgen. Es begann alles mit dem Rhododactylos – instinktiv erwarteten wir jeden Moment das Auftauchen eines Flugsauriers, wurden aber von Lukas in Bälde eines Besseren belehrt -, gefolgt von einem atemberaubenden, orangeleuchtenden Sonnenaufgang. Der mor bihan, bretonisch für „kleines Meer“, ist ein wichtiger Lebensraum für hunderttausende von Gänsen, Enten und Stelzvögeln, von denen wir einen ganz kleinen Teil während unserer Ausfahrt entdeckten.

War es möglich, die unzähligen Schönheiten noch weiter zu überbieten? Man würde es nicht meinen – bis wir dann auf unserer letzten Station, Île d’Hœdic, ankamen. Bereits bei der Inselumrundung strahlte uns der Leuchtturm Phare des Grands Cardinaux, welche eine gleichnamige, im Südosten vorgelagerte kleine Inselgruppe markiert, im Sonnenlicht an. Und so strahlte auch Hœdic. Mit sonderlich vielen Sehenswürdigkeiten konnte die kleine Granit-Insel zwar nicht aufwarten, aber das musste sie auch nicht. Das gesamte Eiland wirkte wie ein Kraftort, alleine schon die intensiven Farben, Formen und Gerüche der Gewächse, Sträucher und Kräuter, die versteckten kleinen Buchten mit weissem Sandstrand sowie die vereinzelten Dolmen und Menhire faszinierten und taten der Seele gut. Und habe ich schon erwähnt, dass wir unseren Ankertrunk wieder bei einem traumhaften Sonnenuntergang zu uns nehmen durften?

Schweren Herzens trennten wir uns am darauffolgenden Tag von Hœdic und steuerten den Hafen von Arzal an, wo wir unser temporäres Zuhause wieder dem Schiffsverantwortlichen übergeben würden. Ein letzter Segeltag, ein letztes Mal spannendes und anspruchsvolles Navigieren und Manövrieren durch den Mündungstrichter der Vilaine, eine letzte Schleusung… und – weil die Schiffübergabe und die Heimfahrt nicht sonderlich berichtenswert sind – schliesst dieser Rückblick auf einen rundum gelungenen Törn mit dem schönen Bild eines letzten bezaubernden Sonnenunterganges im Yachthafen von Arzal.

Ach ja, und wer als nächstes einen Törn auf der „Cruising Swiss V“ plant, sollte einen Blick in den Navigationskasten werfen – wer weiss? Vielleicht findet er ja ein kleines Relikt bretonischer Verhältnisse 😉

Weitere eindrückliche Bilder können in diesem PDF Dokument angesehen werden.

Süsswassertag 2013

Petrus top –Rasmus flop

Petrus meinte es gut mit uns und sorgte auch beim zweiten RG-Süsswassertag auf dem Neuenburgersee für bestes Badewetter. Rasmus hingegen, war wohl mit zu wenig Trinkopfern versorgt worden, denn er hielt sich bald vornehm zurück.

Am 10. August 2013 waren es sechs Yachten von RG Mitgliedern, die sich bei schönstem Wetter mitten auf dem Neuenburgersee trafen, um nach der Sternfahrt wiederum die Pointe du Grin anzusteuern.

Nachdem sich schliesslich alle Yachten zur bereits schon legendären Pontonformation gefunden hatten (Handy-Kontakt sei Dank, denn Mails können so oder so gelesen werden …), wurden die Skipper mit etwas Tranksame für ihr Mitmachen verdankt und schon bald war eifriges Chips-Knuspern und Pistazien-Knacken von allen Seiten zu hören.
Von Hauterive aus war Arnold Flückiger mit seiner MEA REQUIES unterwegs. René Lattmann mit seiner EMESIS II und Jacqueline Hug mit ihrer MUGG kamen von Chevroux aus und Michel Müller kam mit seiner ZEPHYROS von Cheyres, ebenso wie der Organisator mit seiner TRIPLE J.

Bald war es aber an der Zeit, den Grillplatz anzusteuern und da sich ausser auf der MEA REQUIES die Gemütlichkeit bereits schon ziemlich breit gemacht hatte, blieben die Yachten im Ponton und profitierten vom starken Dieselmotor der MEA REQUIES, die alle Schiffe sicher zum Ankerplatz brachte. Was mögen wohl die anderen Seglerinnen und Segler gedacht haben, als da plötzlich ein Sechsrümpfer angeschwommen kam?

Nach Ankermanöver und Dinghi-Transfer konnten wir einen der raren Grillplätze besetzen und dank mitgebrachtem Holz ein passables Feuer entfachen, auf welchem bald leckere Sachen brutzelten.

Und so fanden Fleisch und Würste, Brot und feine Salate ihren Weg auf die Teller und – ja, gemütlich sass es sich ums Feuer!

Bald fanden sich Gruppen und Grüppchen zu den verschiedensten Gesprächen und zu verschiedenstem Gedankenaustausch zusammen. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete wohl die Frage: „Wie kann eine vor Anker liegende Yacht vorwärts gegen den Wind Fahrt machen?“ Aber Perspektiven täuschen manchmal und auch der beste Anker ist vielleicht nicht immer für mehrere Yachten gut. Ein kurzer Einsatz, und die Perspektive stimmte wieder.

Nach Einbruch der Dämmerung war es für die meisten Zeit, die Rückfahrt in den Heimathafen anzutreten und so kamen einige der teilnehmenden Yachten zu einer herrlichen Nachtfahrt, während dem zwei Kinder zu ihrer ersten Nacht vor Anker und einem unvergesslichen Nachtbadespass mit dem Vater kamen.

Jugendtörn 2013: Kroatien, in und um die Kornaten

SONY DSCKäpt’n Jack Sparrow alias Roger Gersbach und sein zweiter Skipper Antonio Di Criscio suchten sich dieses Jahr eine besondere Black Pearl aus, die in Split im Hafen ihren Stammplatz hatte. Die Besatzung bestand aus acht weiteren Crewmitgliedern, worunter einige sehr erfahrene Segler und Seglerinnen waren. Die überwiegend aus Frauen bestehende Piratengesellschaft – bestehend aus Nathalie, Fabienne, Flurina, Sarah, Claudia, Tamara, Lea (die wir erst in Kroatien trafen), Tim, dem Käpt’n selbst und dem zweiten Skipper – stellten sich der Herausforderung und dem Abenteuer.

Die geheime Übernahme sollte am 3. August endlich von statten gehen. Die Badwannenmatrosen und Brünnelipiraten konnten es kaum erwarten. Je länger die Fahrt mit Crewbus dauerte, umso mehr blangten alle auf die kühle Seebrise und das erfrischende Wasser. Mit Verspätung enterte die Crew schliesslich unter genauer Anleitung die Yacht „Mojito“ und plünderte kurz darauf auch die nahegelegenen Supermärkte, um die Vorratskammer aufzufüllen. Ja, alle waren bereit und es konnte los gehen. Die Kojen wurden rasch verteilt, der Vorrat wurde in allen möglichen Fächern verstaut und somit gut gebunkert. Der angebrochene Tag liess genug Zeit für eine kurze Ausfahrt und die ersten Erkundungen rund um den Hafen.

Die erste Nacht im ruhigen Hafen lag bald hinter uns und die langersehnte Ausfahrt konnte beginnen. Die Piraten waren gewappnet und bereit für das neue Abenteuer Kroatien und dessen wunderschöne Buchten. Eine total zusammengewürfelte und verschiedenartige Crew setzte die Segel und verliess den sicheren Hafen, raus aufs Meer, ungewiss was jeden einzelnen erwartete im Laufe des Törns.

Mit einer ruhigen See hatten wir einen gelungenen Start. Umgeben von tiefblauem Meer und einer guten Stimmung in der Crew, zogen wir an wunderschönen Buchten vorbei. Als der Wind auffrischte, konnten wir schliesslich unsere Segel setzen und mit ein paar wenigen Knoten an Fahrt das erste Mal segeln. Alle Hände hatten etwas zu tun, am Ruder wurde unter guter Beobachtung abgewechselt, die Segel wurden dem Wind entsprechend gesetzt und bei Bedarf nachgeführt und die Theorie floss so gleich in die Praxis ein. Die Crew musste zusammen arbeiten und lernte sich dabei erst so richtig kennen. Die altbewährte Übungsmethode von Roger mit „Flasche über Bord“ brachte alle in richtig gute Stimmung. Natürlich waren wir mit voller Begeisterung dabei und aktiv zugleich.

Das altbekannte MOB „Man over Board“ schien den Piratinnen jedoch als weniger angebracht, zumal der männliche Anteil der Crew deutlich in Unterzahl war. So kreierten wir kurzerhand eine neue Übung, das so genannte FMOB „FeMale over Board“, was zu einer gelungenen Rettung mit Manöver und aktiver Zusammenarbeit unter dem Kommando unseres Skippers führte.

Der Wind flaute leider bald wieder ab und eine Badepause war angesagt. Mit gekonnten Sprüngen durfte jeder zeigen, was er oder sie kann und hängte sich anschliessend an die angebundenen Fender, die sogleich als Sicherheitszone definiert wurden. Spiel und Spass fand genug Platz, sowohl im Wasser wie auch ausserhalb und was auf keinen Fall fehlen durfte waren die Bord-Paparazzi. Nach dieser Erfrischung nahm das Schiff die Fahrt wieder auf und die Crew steuerte in eine sichere Bucht für die Übernachtung. Gleichberechtigung war aufgrund der Überzahl von Piratinnen nur schwer zu erreichen, jedoch waren die Aufgaben an Bord gerecht aufgeteilt und so brauchte es kaum Anweisungen, was die Küche oder den Ankertrunk anbelangte. Mojito war an der Boje befestigt, der Ankertrunk bereits auf dem Serviertablett und das traditionelle Ritual war vorbereitet. Eine kurze Feedbackrunde, eingeleitet mit einem Song, machte den Anfang und leitete danach über in die Bade- und/oder Kochzeit, bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwand und den Himmel in gelbliche Farben tauchen liess. In den Hängematten liess es sich gut in die Nacht schaukeln, bevor es dann in die Kojen und somit zu Bett ging.

Die nächsten Tage bescherten uns schöne Bilder, neue Erfahrungen, aber auch viele tolle Erlebnisse. Ganz zu schweigen von dem Fortschritt, den wir als Crew erleben durften. Die verschiedenen Persönlichkeiten gingen Kompromisse ein, stellten sich aufeinander ein und die Tagesabläufe verliefen weicher und geselliger, freundschaftlicher und entgegenkommender als zu Beginn. Ja, die Piraten wurden zu einem Team, gekennzeichnet durch weisse Shirts mit dem Logo der CCS RG Basel aufgestickt. Die nächste Bucht war bewohnt von Fischern und einfachen Leuten, bilderbuchtauglich und faszinierend eingebettet in die Natur, geradezu einladend für den ersten Landausflug mit dem Dinghy und dem ersten Einsatz der (noch) weissen T-Shirts. Die Überfahrt endete für einige etwas nasser als für die andern, gelang aber doch erfolgreich und wurde mit einem leckeren Eis belohnt, was sich auf einigen Shirts dann auch mit braunen oder roten Flecken deutlich zu erkennen gab.

Am nächsten Tag stand einiges auf dem Tagesplan, die ersten Vorräte neigten sich langsam dem Ende zu und somit war klar, dass die nächste Nacht in einem Hafen verbracht werden musste, was aber mit einem Landausflug und damit mit ein paar Sehenswürdigkeiten des Ortes verbunden werden konnte. Die Krka-Wasserfälle zogen auch uns an. Auf dem Weg dorthin, hissten wir unsere Flagge, nein nicht die mit dem Totenkopf, sondern die schöne Schweizerflagge, gehalten von tapferen Matrosinnen und einem gemeinsamen Seegruss der ganzen Piratencrew an ein gleichgesinntes Schiff mit demselben weissen Kreuz auf rotem Grund. Kurze Zeit später, unsere „Black Pearl“ lag ruhig im Hafen, erreichte die Piratencrew mit einem Wassertaxi die unbeschreiblich schönen Krka-Wasserfälle. Mit staunenden Blicken betrachteten wir die Kraft des Wassers und die Schönheit dieses Naturwunders und nahmen unser Bad zur Abwechslung mal in Süsswasser.

Die Tage rund um die Kornaten vergingen viel zu schnell, aber an das Ende wollte man trotzdem noch nicht denken. Ein weiterer Segeltag mit Highlights brach an. Die Sichtung einer Delfinschule machte alles noch viel aufregender. Glitzernde Rücken zeigten sich und kreisende Vögel in der Luft zeigten uns den Weg zu dem Geschehen, wo die Meeressäuger auf ihrem Raubzug waren und sich ihre Beute erfolgreich ergatterten. Wir Piraten nahmen uns ein Beispiel und suchten uns eine geeignete Bucht um zu ankern. Jene, die nicht mit dem Ankern beschäftigt waren, richteten bereits den Ankertrunk.

Die anhaltend lockere Stimmung, gespickt mit Humor und manchmal auch etwas Sarkasmus, erfüllte die Bucht mit Gelächter. Die Melonenschnitze fanden guten Anklang und führten uns auf bizarrem Wege zu der Titanic. Dies geschah folgendermassen: Ein Melonenschnitz hat viele Ähnlichkeiten mit einem Schiff oder besser mit der Titanic, um es gleich beim Namen zu nennen. So fragte Nathalie mit gutem Hintergedanken in die Runde, ob sie denn diesen abgekauten Melonenschnitz ins Wasser werfen dürfe, denn es ist ja biologisch und von der Natur abbaubar. Roger überlegte kurz und gab dann ein nachdenkliches „hmm“ von sich und meinte nach einer kurzen Pause, dass er das wenn schon nur auf hoher See erlaube und nur unter der Bedingung, dass das grosse und schiffchenähnliche Reststück zuerst in viele kleine Stücke zerlegt werde. Nathalie war nicht wirklich überzeugt von dieser Antwort und hinterfragte die Bedingung mit einem „warum?“, denn die Melone zersetze sich ja auch, wenn sie noch ganz sei. Damit Nathalie auch ganz bestimmt recht hatte, kam die Titanic zur Sprache. Das Salzwasser schaffe es ja schliesslich auch, die Titanic langsam aufzulösen, warum also nicht auch einen Melonenschnitz? Pirat Tim brachte dann eine ganz weise Piratenweisheit: „Nathalie, auch die Titanic wurde zuerst halbiert, bevor sie das Wasser zersetzen konnte.“ Alle lachten.

Die Wettervorhersagen waren bisher nicht kritikwürdig und auch am zweitletzten Tag verbrachten wir weitere unbeschwerte Stunden auf See, genossen eine Erfrischung im kühlen Wasser und hatten Zeit zu planschen. Das neue Ziel war eine einsame Bucht mitten im Naturschutzgebiet. Auf dem Weg dorthin drifteten wir an Küstengebieten entlang, die einer Filmkulisse glichen. Die See war nicht rau, aber gerade richtig zum Segeln. Mit vollen Segeln zogen wir in unser Ankergebiet und bemerkten das immer klarer werdende Wasser rund um unsere Yacht. Die Tiefen des Wassers waren eine Herausforderung. Die Sandbänke waren alles andere als regelmässig tief und es brachte die Stimmung an einen kriselnden Punkt. Ein falsches Wort hätte das Fass zur Sprengung gebracht. Mit Geduld, Ruhe und etwas mehr Aufwand lag unsere „Pearl“ dann doch sicher in der Bucht und der Ankertrunk konnte die Stimmung entladen.

Die relaxende Umgebung, die einem Märchen gleich war, löste jegliche Anspannung und führte zu Gesprächen über den Tag und das Erlebte. Die Wetteraktualisierung liess die Anspannung aber noch einmal steigen. Starke Böen und heftige Windstärken wurden auf den frühen Morgen hin gemeldet. Die Ankerwachen wurden neu eingeteilt und mit besonderer Sorgfalt und extra Kontrollen verschärft. Nichtsdestotrotz schaffte es das Küchenteam, den Tagesspruch zu bringen und alle in einen humorvollen und lockeren Abend mitzureissen. Tim war noch immer im Wasser, tauchte nach Fischen und sonstigem, als Sara plötzlich einen vorbeischwimmenden Teebeutel im Wasser entdeckte, den jemand über Bord geworfen hatte. Sie drehte sich zu Nathalie um und sagte lachend: „Achtung, Teebeutel über Bord“, worauf schon einige der anderen anfingen zu kichern. Kurz darauf hörte man Nathalie sagen: „Ach, ich glaube das zieht noch ein bisschen weiter…“. Nicht nur Sara und Nathalie, sondern auch alle anwesenden Crewmitglieder brachen daraufhin in schallendem Gelächter aus.

Nach einer kühlen Nacht und einem frühen Morgen traten die Piraten schliesslich den Rückweg an. Der Heimathafen rief und die starken Wellen trieben uns nahezu dorthin zurück. Erfolgreiche Raubzüge, wenn auch nur für unser Auge, lagen hinter uns und gehörten leider schon wieder der Vergangenheit an. Den grössten Schatz hatten wir aber dabei, die Erinnerung an den Törn und den Gewinn einer gut funktionierenden und eingespielten Piratengang konnte uns niemand mehr streitig machen. Am letzten Tag polierten wir beides nochmals auf und konnten dies als unvergessliche Erinnerung mit auf den Heimweg nehmen. Den Schlüssel zum kostbaren Schatz hat jeder für sich gefunden und bleibt geheim. Eines kann jedoch verraten werden, das Gebiet Kroatien ist es auf alle Fälle wert auszurauben, visuell und erlebnismässig versteht sich, und wird jedem weiteren Badwannenmatrosen und Brünnelipiraten wärmstens empfohlen.

Für die Pirateninnen und Piraten vom Jugendtörn 2013,
Tamara Kapp

RG-Törn Schottland: Wick – Lerwick: 60° Nord sind gesetzt!

RG-Toern-Schottland-2013Vom 11. bis 25. Mai 2013 fand der erste von drei RG-Törns der Saison im Norden Schottlands statt. Wetter und Revier hielten ihre Versprechungen, denn es war kühl und für jede Tagesetappe musste fleissig gerechnet werden.

Wenn einer eine Reise tut oder: verschiedene Verkehrsmittel führen nach Wick
Bereits anfangs Mai lag die „Flying Swiss“ im Hafen von Wick an der schottischen Nordostspitze und wartete auf unsere Crew. Das Schiff von Wick nach Lerwick zu bringen, war das eine, zuerst mussten wir aber zum Starthafen gelangen, was aufgrund der abgeschiedenen Lage von Wick gar nicht so einfach war. Da es keine offensichtlich einfache Anreisemöglichkeit nach Wick gibt, reiste unsere Crew mit verschiedenen Verkehrsmitteln an: Der eine Teil verbrachte den ganzen Freitag mit der Anreise per Flugzeug und Überlandbus via London und Inverness, der andere Teil startete bereits am Donnerstag und reiste per Zug und Überlandbus von Basel nach Wick via Paris, London und Inverness. Die Zugvariante benötigte selbstverständlich mehr Zeit, doch die Reise mit dem TGV, dem Eurostar und dem Caledonian Sleeper durch die schottischen Highlands war ein Erlebnis für sich und absolut stressfrei.

Ein verlassenes Schiff beginnt wieder zu leben
Teilweise ausgeruht, konnten wir das Schiff bereits am Freitagnachmittag übernehmen, denn die „Flying Swiss“ lag beinahe zwei Wochen alleine in Wick und wartete auf uns. Dass wir schon früh in Wick waren und das Schiff in Beschlag nehmen konnten, kam sehr gelegen, denn so hatte der Bootsbauer vor Ort noch genügend Zeit für einige geplante Reparaturen. Ausserdem konnten wir uns so organisieren, dass wir bereits am Samstag vollgebunkert Wick Richtung Orkney verlassen konnten.

Linksrum, rechtsrum oder mittendurch?
Orkney und Shetland sind nicht nur jeden Tag navigatorisch eine Herausforderung, sondern haben uns bereits bei der Törnplanung Kopfzerbrechen bereitet. Abgesehen vom Wetter, das jede Tagesetappe bestimmen sollte, boten die rund 70 Inseln und Inselchen von Orkney zahlreiche Möglichkeiten zur Erkundung des Segelreviers. Dass wir uns schliesslich für eine siebentägige Route im Gegenuhrzeigersinn um Orkney und dem krönenden Wochenabschluss durch den Pentland Firth entschieden hatten, bestimmten schliesslich der Gezeitenkalender und unser Wunsch, während der zweiten Törnhälfte auch noch etwas von Shetland zu sehen.

Törnplanung – aus einer Idee wird die nicht ganz geplante Realität
Eine Törnplanung zu Hause am Tisch ist eine gute Sache: Man setzt sich mit dem Revier auseinander, lernt dessen Lieblichkeiten, aber auch tückischen Stellen kennen und gewinnt dabei einen Überblick über das Machbare und den dazu benötigten Aufwand. Und wenn man ein paar Monate später vor Ort ist, wird häufig offensichtlich, dass die Planung zwar gut gemeint war, das Wetter jedoch die Crew zu einer Programmänderung nötigt. In dieser Situation ist es als Skipper angenehm, wenn erstens verschiedene Möglichkeiten im Hinterkopf gespeichert sind und zweitens die gesamte Crew genügend flexibel und vernünftig ist, den Törnplan auch kurzfristig zu ändern. Obwohl wir die wesentlichen Törn-Eckpunkte zur richtigen Zeit erreichten, mussten wir aufgrund des Wetters auf einige Zwischenziele verzichten und spontan unser Programm anpassen.

Kirkwall: einmal, zweimal, dreimal, …
Bei freundlichem Wetter, einigen Wellen und Südwind von 3 bis 4 Beaufort starteten wir unseren Törn Richtung Norden. Unser erster Ankerplatz lag an Orkneys Ostküste in der geschützten Bucht des Deer Sound. Ein kurzer Schlag am zweiten Tag führte uns nach Kirkwall, dem Hauptort der Orkneys auf der Insel Mainland. Die Gale Warning von Shetland Coastguard überzeugte uns davon, schon am dritten Tag einen Ruhe- und Kulturtag einzulegen. Der Marsch über den Marinasteg durch kalten Wind und Regen liess uns immer wieder von Neuem spüren, dass unser Entscheid richtig war. Statt wie geplant von Stromness aus, erkundeten wir also das kulturhistorische Highlight der Orkneys von Kirkwall aus: Skara Brae, eine jungsteinzeitliche Siedlung an der Westküste von Mainland.

Darüber, was am Ausflug nach Skara Brae lohnenswert war, konnte sich die Crew nicht einigen: Skara Brae selber, die Taxifahrt quer über Mainland oder das Rekognoszieren der Bucht vor Skara Brae, wo man auf einem Folgetörn womöglich ankern könnte? Auf jeden Fall haben wir alle gelernt, dass die Köche und Köchinnen von Skara Brae vor 5000 Jahren über eine äusserst moderne Kochmethode verfügten, denn sie bereiteten ihre Lobster mit dem Steamer aus Stein zu!

Mindestens ebenso interessant wie Skara Brae, war unser Nachbarschiff in der Marina von Kirkwall, welches wir, wie den Ort als solchen, nicht nur einen Tag oder zwei Tage, sondern gleich drei Tage anschauen durften. Die „Overlord“, ein unter britischer Flagge laufender 100 m2-Seekreuzer, zog unsere Blicke auf sich und deren Skipper erzählte uns nicht ohne Stolz die Geschichte der „Overlord“: 1936 bei Abeking & Rasmussen vom Stapel gelaufen und ursprünglich für die deutsche Luftwaffe als „Pelikan“ gebaut, kam sie 1945 in britischen Besitz und wurde umbenannt. Nach dem Wechsel in Privatbesitz im Jahre 1961 gründete der damalige Besitzer bald einen Club, der sich seither um den Erhalt der „Overlord“ kümmert.

Dass wir die „Overlord“ und deren Skipper schon innerhalb einer Woche am gleichen Steg wieder sehen würden, nahmen wir beim Ablegen Richtung Pierowall nicht an und dass wir dann froh sein würden, den Hafen von Kirkwall bereits zu kennen, stellten wir uns schon gar nicht erst vor …

Der sagenumwobene Pentland Firth
Nach dem Abstecher nach Pierowall, ans nördliche Ende der Orkneys und entlang der Westküste in den Hauptort Stromness, lag er endlich vor uns, der legendäre Pentland Firth, der einen Gezeitenstrom von 10 kn erreichen kann! Die stundenlange Rechnerei des Navigatorenteams machte sich bei unserer Fahrt durch den Firth bezahlt und der strahlend blaue Himmel sowie ein angenehmer Halb- bis Amwindkurs trugen das ihre zu einem einmaligen Segeltag bei. Die „Merry Men of Mey“ haben wir bezwungen und auch die Meerhexe bei Swilkie Point sowie „Liddel Eddy „konnten uns nichts anhaben. Mit der Fahrt durch den Pentland Firth hatten wir unser eigentliches Hauptziel des Törns bereits erreicht – zufrieden konnten wir in der Ankerbucht von East Weddel den sonnigen Nachmittag und Abend geniessen.

Fair Isle – angepeilt, doch nie erreicht!
Schon in der Frühe des Folgetages machte uns die Windanzeige darauf aufmerksam, dass der Wind auf NE gedreht hatte, genau in jene Richtung, wo unser nächstes Ziel lag. Nicht erstaunlich, denn so hatte es auch der Wetterbericht vorausgesagt und auch unsere Tagesmeteofrau analysierte die Wetterkarte sorgfältig und prophezeite uns, wann wir genau auf die Regenwand der Front treffen würden. Der Drang und Willen, auf Fair Isle zu gelangen, war jedoch bei der gesamten Crew so gross, dass wir sämtliche Zeichen ignorierten und frohen Mutes unsere Tagesetappe auf die Insel zwischen Orkney und Shetland unter den Kiel nahmen. So segelten wir rund 40 Seemeilen Richtung Fair Isle, bevor uns nicht zuletzt dank dem GPS klar wurde, dass wir das ersehnte Ziel weder in sinnvoller Zeit noch unter angenehmen Bedingungen erreichbar würden. Schade, denn eigentlich wurden wir von Sue und Kenny erwartet, die uns zu einer heissen Suppe auf Fair Isle einladen wollten! Stattdessen machten wir einen 180°-Dreher und peilten zum zweiten Mal in einer Woche Kirkwall an, dieses Mal aber als Fluchthafen bei Dunkelheit, Schauer und 6-7 Beaufort. Nass und müde erreichten wir schliesslich wieder den bereits bekannten Steg in Kirkwall und machten neben der „Overlord“ fest. Dass der Entscheid, Umzukehren nicht falsch war, bestätigte uns Sue von Fair Isle: Die Inselfähre hatte ihren Dienst aufgrund des starken Schwells, der in den Nordhafen von Fair Isle schlug, eingestellt – also hatte unsere 43 Fuss GFK-Yacht unter diesen Bedingungen wohl auch nichts in diesem Hafen verloren!

Ab nach Norden!
Unsere missratene Reise nach Fair Isle und der folgende Hafentag in Kirkwall drängten uns zur Etappenänderung, denn es lagen noch etliche Meilen vor uns bis nach Lerwick. Nachdem wir erfahren hatten, wie eine Überfahrt enden kann, waren wir umso mehr darauf erpicht, möglichst rasch Shetland zu erreichen. Die sinnvollste Route von Lerwick nach Norden führte uns ein zweites Mal nach Pierowall, von wo aus wir die Überfahrt Richtung Shetland in Angriff nahmen. Dafür, dass die gleiche zu segelnde Strecke auch beim zweiten Mal nicht langweilig wurde, sorgte der dichte Nebel, der sich in grossen Fetzen in die teilweise engen Fahrwasser legte. Radar, GPS und die Erinnerung daran, wie die gleiche Gegend ein paar Tage zuvor ausgesehen hatte, trugen das ihre dazu bei, dass die 30 Seemeilen durch dicken Nebel zu einem interessanten, wunderbaren Erlebnis wurden.

Der Nebel blieb uns auch am Tag der Überfahrt nach Shetland erhalten. Der Radar ermöglichte es zwar, unser Vorhaben durchzuführen, was der Radar allerdings nicht anzeigen konnte, waren die Bojen mit Fischnetzen, welche von der Crew ständigen intensiven Ausguck entlang der Gewässer vor Orkney verlangten. Nach sportlicher Fahrt unter Segel erreichten wir nach 80 Seemeilen unseren Ankerplatz in der Bucht von Grutness Voe am Südostzipfel Shetlands.

Shetland – so schön, aber viel zu kurz!
Leider war es bei unserer Ankunft in Shetland schon Montag, so dass entlang dieser Insel nur noch drei Segeltage vor uns lagen. Wieder wurde die theoretische Törnplanung der Wintermonate über den Haufen geworfen und spontan revidiert, um das Optimum aus der Situation zu holen. Wir entschieden uns für einen Schlag Richtung Norden nach Burra Voe, vorbei am prähistorischen Wehrturm auf der Insel Mousa und an den hohen, steil ins Meer abfallenden Cliffs des Head of Noss mit ihren unzähligen Seevögeln. Dass sämtliche Tagesetappen des Törns auch mit navigatorischen Highlights versehen waren, versteht sich in diesem anspruchsvollen Revier von selbst. Die Gezeiten, die zahlreichen Inseln und Inselchen und damit verbunden die zum Teil heftigen Strömungen sorgten allabendlich für rechnende Navigatoren und tags darauf für rasante Passagen durch die streckenweise engen Fahrwasser.

Mit Burra Voe haben wir bei schöner Abendstimmung einen kleinen, mindestens im Mai, fast einsamen Hafen angelaufen, der schliesslich als unsere nördlichste Position im Logbuch vermerkt wurde. Der kleine Hafen liess uns nur erahnen, was uns mit ein paar Tagen mehr Shetland erwartet hätte – vielleicht war es jener angelaufene Ort des Törns, der irgendwie am schönsten war und wenn es schön ist, soll man bekanntlich ans Aufhören denken. Vielleicht weniger die Vernunft, als vielmehr das Törnprogramm und der Wetterbericht sorgten dafür, dass wir am darauf folgenden Tag wieder südwärts Richtung Lerwick segelten. Via Outer Skerries liefen wir den Hafen Symbister auf der Insel Whalsey an, der laut den lokalen Seebären der Shetlands auch sicher sein sollte bei den angesagten 8 Beaufort für den Folgetag.

Wetter à la Fair Isle
RG-Toern-Schottland-2013-2Dass Segler sowohl dem Wetterbericht von Met Office als auch Shetland Coastguard trauen können, wurde unserer Crew täglich bewiesen. Und dass sich das Wetter und die Windrichtungen auf den Orkneys und Shetland rund um das Seegebiet Fair Isle schnell ändern, erlebten wir während unseres 14-tägigen Törns auch immer wieder. Mit der Zeit gewöhnten wir uns an diese Verhältnisse, so dass wir wohlweislich im Hafen von Symbister abgewetterten und die 8-9 Beaufort an der Kaimauer festgemacht, über die „Flying Swiss“ fegen liessen. Diesen weiteren Hafentag verbrachten wir nicht nur mit dem Vorbereiten des Schiffes für die Übergabe, sondern wir besuchten das „Pier House“, eine ehemalige Handelsstation der Hanse, die heute liebevoll in ein kleines Museum umgewandelt ist und die Besucher einiges über die Handelsverbindungen der Hanse erfahren lässt. Zudem frönte die Crew ihren neuen Freizeitsaktivitäten: Nach fast zwei Wochen Schottland war keine Dartsscheibe und kein Billiardtisch mehr vor uns sicher, so dass wir auch in Symbister die Pfeile fliegen und Kugeln rollen liessen. Der zweitletzte Abend des Törns endete denn auch mit einem umkämpften Darts-Turnier zwischen zwei Crew-Ladies und einer Delegation des lokalen Frauenlandhockey-Teams.

Fast alles vorbei!
Freitag, der letzte Törntag. Nicht nur der starke Wind war wundersam verschwunden, sondern mit der Einfahrt in Lerwick nahm auch unser Törn sein Ende. Tanken, einpacken, putzen, aufräumen, Dokumente ausfüllen – der Freitag ging wie im Flug vorbei. Ein letztes gemeinsames Nachtessen und natürlich ein letzter gemeinsamer Pubbesuch vor der letzten Übernachtung im geputzten Schiff. Zeit, der Folgecrew Platz zu machen, die am nächsten Morgen erwartungsvoll um 9 Uhr auf dem Steg stand. Schiffsübergabe, Frühstück im Restaurant und los ging die Rückreise in die Schweiz. Die Busfahrt zum Flughafen führte uns durch die hügelige Landschaft Shetlands, die zu einem weiteren Inselbesuch einlädt. Der wolkenlose Flug liess uns Schottland von der Ost- bis zur Westküste überblicken und ermöglichte uns wenigstens aus der Luft einen Blick auf Fair Isle. Vorbei? Ja, für dieses Mal, doch Fair Isle und der Norden rufen immer wieder nach einem Besuch!

Rahel Sameli

Süsswassertag 2012

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Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu retten […]

Odysseus war lange unterwegs. Wir nicht. Odysseus hatte garstiges Wetter. Wir nicht. Odysseus hatte einen Schlauch voller Winde. Wir nicht. Odysseus hatte anfänglich eine Flotte von zehn Schiffen. Wir nicht. Aber wir hatten uns! Und ums Leiden und Seelen retten ging’s auch nicht wirklich. Eher ums Seelen pflegen und baumeln lassen.

Und „uns“ das waren sieben Yachten von RG-Mitgliedern, die sich am 11. August 2012 bei schönstem Wetter mitten auf dem Neuenburgersee trafen, um …

Na, um was zu tun? Nein, nicht, um Odysseus zu treffen! An Odysseus dachte niemand und der hätte mit seinen Kumpanen wohl nur den feinen Apérowein weggetrunken. Deshalb vergessen wir ihn am besten gleich wieder und widmen uns den Zielen der Sternfahrt, dem Apéro und der Geselligkeit (gut, die hatte Odysseus auch…).

Von allen Seiten kamen Yachten angesegelt, um möglichst zur vereinbarten Zeit auf 46°55N/006°52’E einzutreffen. Von Neuenburg aus war Raphael Schumacher mit seiner LINDA ESPERANZA unterwegs, von Portalban aus waren Silvio Ofner mit der TORTOI und René Lattmann mit seiner EMESIS II und von Hauterive aus Arnold Flückiger mit seiner MEA REQUIES unterwegs zum Treffpunkt. Gestartet in Chevroux war Hans Ruedi Roth mit seiner COQUILLE und Michel Müller kam mit seiner ZEPHYROS von Cheyres ebenso wie der Organisator mit seiner TRIPLE J.

So ergab sich ein tolles Bild, als sich mitten auf dem See sieben Yachten zu einem Ponton zusammenfanden, von welchem aus bald männig- und frauiglich dem erfrischenden Badespass frönte. Natürlich fanden auch Nüssli, Chips und andere Knabbereien ihren Weg zu den RG-Mitgliedern, die mit den Yachten und ihren Skippern zum Treffpunkt gesegelt waren.

Und eben der Apérowein, wie gesagt.

Bald war es aber an der Zeit, den Grillplatz anzusteuern und so fanden alle Yachten trotz des schönen Wetters einen Ankerplatz vor der Pointe du Grain und die Vorhut des Gummi­schlauch-Transfers zum Strand konnte auch einen der raren freien Grillplätze besetzen und dank mitgebrachtem Holz ein passables Feuer entfachen, auf welchem nach einigen weiteren Fahrten mit dem Gummiboot bald leckere Sachen brutzelten.

Dass die Romands einen lauschigen Grillplatz anders interpretieren als wir Deutschschweizer, bewies der DJ mit seiner im angrenzenden Wäldchen stationierten Disco. Aber immerhin hatte er die Gnade, extra für uns eine Pause einzulegen…

Und so fanden Fleisch und Würste, Brot und feine Salate – Danke Martina und allen, die auch zum Schmaus beigetragen haben! – ihren Weg auf die Teller – ja, gemütlich sass es sich ums Feuer!

Bald fanden sich Gruppen und Grüppchen zu den verschiedensten Gesprächen und zu verschiedenstem Gedankenaustausch. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete wohl die Frage: „Was würdest Du mit 190 Euromillionen machen?“, hatte doch ein englisches Ehepaar kurz vor dem Süsswassertag den Lotto Jackpot geknackt.

Nach Einbruch der Dämmerung war es für die ersten bereits Zeit, die Rückfahrt in den Heimathafen anzutreten und so kamen alle teilnehmenden Yachten zu einer herrlichen Nachtfahrt, die – GPS- und Ortskundigkeit sei Dank – nicht zu einer Odyssee wurde. Er lässt einen einfach nicht los, der Vielgewanderte…

Daniel Schenk

RG-Törn 2012: Oban-Galway

Auf den Spuren der spanischen Armada, …
Wer Larssons „Keltischer Ring“ und Stevensons „Kidnapped“ gelesen hat, sich der zahlreichen Armadawracks entlang der schottischen und irischen Westküste bewusst ist und sich während der Törnplanung in den Wintermonaten noch ab und zu Berichte der Wetterstation Malin Head anhört, kann ein leicht ungutes Gefühl bei der Vorbereitung der Etappe Oban-Galway bekommen: Auf dem Papier sieht die Planung zwar bewältigbar aus, doch wie wird das nur, wenn einem zwei Wochen Westwind mit Sturmstärke entlang der rauhen irischen Nord- und Westküste beschert sind?

… der schottischen Brennereien, …
Alles ganz anders – im Falle des RG-Törns 2012 haben wir nichts vom stürmischen Westwind und den berüchtigten Atlantikwellen mitbekommen. Vielmehr hat uns schönstes Sommerwetter im Starthafen Oban an der schottischen Westküste empfangen. Nach ersten Pints, feiner Fischküche, einer erholsamen Hotelübernachtung und einem deftigen Frühstuck konnten wir am Samstagmorgen die vielgerühmte „Flying Swiss“, eine Arcona 43, übernehmen. Nach der obligaten Einkaufstour und der Sicherheitseinweisung segelten wir mit SW 3-4 bei herrlichem Wetter nach Tobermory – ein Törneinstieg, wie er besser nicht hätte sein können. Dank der langen hellen Sommertage im Norden spielte es auch keine Rolle, dass wir erst um 22 Uhr unser Tagesziel erreichten, denn den Ankertrunk konnten wir immer noch gemütlich unter freiem Himmel zu uns nehmen.

Weiterhin traumhafte Bedingungen begleiteten uns während der weiteren Tage in Schottland. Von Tobermory führten die nächsten Etappen in den Sound of Iona und nach Islay – das Highlight für Freunde des torfigen Whiskys und eines der erklärten Etappenziele des Törns. Da uns das Glück während des gesamten Törns stets treu war, fanden wir in Port Ellen einen Platz am Steg, der es uns erlaubte, flexibel an Land zu gehen und uns ohne Einschränkungen dem Whisky zu widmen. Unsere Gelüste konnten auch gestillt werden, denn wie es der Zufall wollte, besuchten wir Islay während des jährlich stattfindenden Festivals „Fèis Ile“ – dem „Islay Festival of Music and Malt“. Dabei hat jede der Inselbrennereien ihren speziellen Besuchstag und ein Rahmenprogramm auf der ganzen Insel sorgt zusätzlich für genügend Unterhaltung und Whisky. Selbstverständlich nutzten wir nicht nur die Gelegenheit eines Brennereibesuchs bei Lagavulin, sondern wir nahmen auch am Whiskydegustations-Wettbewerb in Port Ellen teil. Dabei hatten wir ein erstes Teilziel auf Islay, nämlich das Degustieren zahlreicher Insel-Whiskys, erreicht, das zweite Ziel, ein Preisgewinn in Form mehrerer Whiskyflaschen, verpassten wir jedoch leider.

Fazit: Vor dem nächsten Besuch des Whiskyfestivals ist ein regelmässiges Training angesagt, so wie es sicher jene Schweden praktizieren, die sehr erfolgreich mehrere Siegesflaschen abgeholt haben.

… eines Heiligen, eines Mythenkönigs und einer Piratin, …
Nach den traumhaften warmen Sommertagen in Schottland stand die Überfahrt an die irische Nordküste auf dem Programm. Skipper Lukas warnte die Crew eindringlich, dass mit dem Aufenthalt in irischen Gewässern auch mit Regen – nicht von oben, sondern von der Seite – gerechnet werden muss. Da aber Wind- und Wettervoraussagen keine problematischen Bedingungen voraussagten, nutzten wir die Gelegenheit und verbanden die beinahe 80 sm lange Überfahrt an die irische Nordküste mit einer Nachtfahrt. RG-Toern-2012-Tory-IslandEtwas enttäuscht war die Crew, weil die grossen Leuchtfeuer von Inishtrahull und Fanad Head vom Nebel verschluckt wurden, doch umso grösser war die Freude, als der angesteuerte Nordquadrant aus der Ferne aufblinkte und schliesslich auch das Leuchtfeuer unseres Etappenziels Tory Island sichtbar wurde. Während des kurzen Aufenthalts im Hafen bei West Town erfuhren wir, dass das Hafengeschehen von Fähre und Fischern diktiert wird, so dass wir uns entschieden, lieber eine ruhige Ankerbucht um Tory Island herum zu suchen, um uns dort von den nächtlichen Strapazen zu erholen. Diese Bucht fanden wir an der Ostecke der Insel bei Port Doon und die Molenleiter erlaubte es uns, mittels Dinghy einen Landausflug auf Tory Island zu unternehmen.

Während der Seereise von Oban nach Galway begleitete uns nicht nur stets schottischer und irischer Whisk(e)y, sondern auch der keltische Mythenkönig Balor, der heilige Columban sowie die irische Piratin Granuaile. Alle drei wirkten an der irischen West- und Nordküste und bis nach Schottland und haben das grossräumige Gebiet stark geprägt. Schauplätze des Wirkens des irischen Mönchs und Missionars Columban lassen sich bis nach England und Schottland finden, doch die Hebrideninsel Iona gilt als Zentrum, denn von diesem Stützpunkt aus erfolgte die Bekehrung Britanniens und auf Iona liegt auch das Grab von Columban. Seine Spuren hinterlassen hat Columban auch auf Tory Island und dort lassen sich auch Hinweise auf den einäugigen Mythenkönig und Riesen Balor finden, denn die Insel soll eine seiner Wirkungsstätten gewesen sein. Balor wurde von seinem Enkel und Sonnengott Lugh schliesslich getötet und Irland damit vom Treiben Balors, dem König der Dunkelheit, befreit.

Unser gesamtes Törnrevier von Galway bis Schottland wurde im 16. Jahrhundert vom Clan der O’Malley kontrolliert. Auf Clare Island in der Clew Bay liegt der Stammsitz des Clans und dort soll die berüchtigte Piratin Grace O’Malley, auch Granuaile genannt, in der alten Kirche begraben sein. Nach der spannenden Vorbereitungslektüre über Granuailes Wirken an der irischen Westküste war der Spaziergang zu ihrer Grabstätte quasi ein Muss und bot Gelegenheit, ein Teil der Insel zu erkunden. Da es bereits Abend war, standen wir anfangs vor verschlossener Tür, doch der Anwohner neben der Kirche und Hüter des Kirchenschlüssels händigte uns den Schlüsselbund bereitwillig aus, so dass wir ein weiteres Törnziel, den Besuch des legendären O’Malley-Grabes, abhaken konnten.

… einer Pipelinebaustelle, …
Nach diesen Abstechern in die verklärte irische Vergangenheit wurden wir an unserem nächsten Ankerplatz beim Rinroe Point in der Broadhaven Bay und vor der Sruwaddacon Flussmündung schlagartig mit der Realität globaler Alltagsprobleme konfrontiert: Das an sich EU-geschützte Gebiet mit Torflandschaften und dem dünn besiedelten Küstenabschnitt und -lebensraum für Meerestiere, Vögel und aussergewöhnliche Pflanzen wird derzeit durch den Bau einer Gaspipeline und die geplante Inbetriebnahme einer Raffinerie 8 km im Landesinnern für immer beeinträchtigt. An der westlichen Peripherie Europas spielt sich deshalb seit 12 Jahren zwischen der lokalen Bevölkerung, Umwelt- und MenschenrechtsaktivistInnen, dem irischen Staat, und dem Energiemulti Shell ein Kampf um Energieressourcen, Macht, Geld sowie Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen ab.

Ausgefeilte Technik und der weltweite Hunger nach Energie ermöglichen es den grossen Energielieferanten, neue Energiequellen weit unter der Meeresoberfläche aufzuspüren und mit grossem Gewinn in den internationalen Markt einzuschleusen – so schnell verbinden sich die Sorgen der vor Ort betroffenen Bevölkerung mit der aktuellen Energiedebatte in der Schweiz! Da wir uns ausführlich über die Art und Weise von Shells Arbeitsweise und den Umgang mit der lokalen Bevölkerung informiert hatten, entschlossen wir uns, an unserem Ankerplatz ein grosses Banner aufzuziehen, welches unsere Solidarität mit der demonstrierenden lokalen Bevölkerung zum Ausdruck gab – ein weiteres Törnziel konnten wir abhaken.

… kulinarischer Genüsse aus dem Meer, …
Seit unserem Aufenthalt in der Broadhaven Bay gab es auf der „Flying Swiss“ regelmässig frische Meerestiere zum Essen. Angefangen mit den Crab Claws und Makrelen von Fischer Pat O’Donnell, gefolgt vom Makrelenfang unserer Fischerin Esther im Killary Fjord bis zum Kauf von Crabs, Lobster und Seespinnen direkt aus dem Schiff von Fischer Pat aus Ballyconneely. Überhaupt wurde auf dem Schiff während der zwei Wochen köstlich gekocht, so dass kein grosses Bedürfnis nach Auswärtsessen bestand, was an unseren zahlreichen Ankerplätzen natürlich von strategischem Vorteil war!

… der RNLI-Helden …
Wenige Ausnahmen gab es dennoch, zum Beispiel anlässlich unseres Besuchs in Clifden. Wir nutzten die Gelegenheit und befolgten den Aufruf aus dem CRUISING, bei einem Aufenthalt in Westirland die örtliche Station der RNLI, beziehungsweise den Finder der CCS-Flaschenpost von 2011 zu kontaktieren. So trafen wir Andrew Bell, den Leiter des lokalen Lifeboat-Stützpunktes, im Pub, wo wir uns neben ein paar Pints preiswertes, gutes Essen von der Bar genehmigten. Mehr zum Treffen mit Andrew Bell kann das CCS-Mitglied im CRUISING 12/2012 nachlesen.

Dieser Abstecher nach Clifden war ein weiteres inoffizielles Törnziel, das somit als erreicht ad acta gelegt werden konnte. Dies war auch nötig, denn unser Törn neigte sich rasant dem Ende zu. Noch stand eine Übernachtung bei den Aran Islands vor der Einfahrt nach Galway bevor. Bis zum frühen Abend waren wir ganz zufrieden mit unserer Tagesetappenplanung, denn wir erlebten einen wunderschönen Segeltag, inklusive der Passage durch den navigatorisch anspruchsvollen Joyce’s Sound, der Fahrt entlang der Südküste von Inis Mór und dem Blick zu Dún Aonghasa, wo der Grossteil der diesjährigen Besatzung ein Jahr zuvor selber oben an den Klippen die steile Felswand bestaunt hatte. Etwas ungemütlich wurde die Stimmung allerdings, als wir den aktuellen Seewetterbericht und die Wetterwarnungen über Funk hörten: Eine „Strong Gale“-Warnung wurde für unser Seegebiet angesagt und dies für uns ungünstig mit Wind aus Osten.

… und der tapferen Irlandsegler
Da es keine sinnvolle Alternative gab, übernachteten wir wie geplant in der Kilronan Bay vor Inis Mór an einer Gästeboje und waren gespannt, wie sich das Wetter über Nacht für unseren letzten Segeltag entwickeln würde. Nach fast zwei Wochen Segeln bei wenig bis mässigen Windstärken bewies uns das Atlantikwetter doch noch, dass es an Irlands Westküste heftig winden kann. Mit NNE 6-7 und schliesslich waagrechtem Regen – ein weiteres erreichtes Törnziel! – waren wir uns nun wirklich sicher, dass wir an der richtigen Küste unterwegs waren. Mit Sturmfock und 3. Reff segelten wir auf Amwindkurs Richtung Galway Bay und wurden damit zum nachmittäglichen Unterhaltungsprogramm der Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff „Bremen“. Da sowohl wir als auch die „Bremen“ auf Hochwasser und damit die Öffnung des Hafenschleusentores in Galway warten mussten, machte sich der Kreuzfahrtkapitän wohl einen Spass daraus, zusammen mit uns in gleichbleibender Distanz und Richtung Galway anzulaufen und den Passagieren damit ein wenig Action zu bieten, da deren Ausflug auf die Aran Islands infolge des Sturms wörtlich ins Wasser gefallen war.

Nass, müde und glücklich erreichten wir nach 565 zurückgelegten Seemeilen am Donnerstagabend unseren Zielhafen Galway. Nachdem unsere „Flying Swiss“ und die Crew gründlich geputzt worden waren, beendeten ein letzter Apéro und ein feines Abendessen unsere gemeinsamen Abenteuer – schön war’s!

Rahel Sameli

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