Stammabend 13. Oktober 2010
Rund 80 Mitglieder „stürmten“ den Mittenza-Saal, dies in Erwartung eines stimmungsvollen Films, möglicherweise auch in der Hoffnung auf eine flüssige Überraschung. Ersteres konnte bestens erfüllt werden …
Es ist das Jahr 2008. Guido Frei als Skipper und Noldi Flückiger als Co-Skipper beschliessen, an der Classic Malts Cruise 2009 (11.-24. Juli) teilzunehmen. Guido hat ein kleines Problem, denn als Lokführer muss er zwar ein Jahr im Voraus seine Ferienwünsche dem Arbeitgeber mitteilen, das Resultat seiner Bemühungen wird ihm jedoch erst viel später kommuniziert, nach der Anmelde-Deadline.
Risikoorientiert wird gemeldet und geplant und das Risiko wird belohnt. Die Crew ist rasch zusammengestellt, dank Ehefrau Ruth respektive Freundin Elisabeth, die ihre tausendste Meile ersegeln möchte, sowie unserem Schottlandfan Werni, der seinen dritten Törn in dieser pittoresken Gegend absolvieren möchte.
Gebucht wird eine Maramu 45, eine typische Fahrtenyacht, keine Rennziege, denn die Malts Cruise ist nichts für adrenalinsüchtige Geschwindigkeitsjunkies, sondern eine Cruise für Geniesser.
Die Yacht wird in Crinan entgegengenommen und durch den Kanal geht’s Richtung Startpunkt in Oban. Nach der Einweisung und dem Erhalt des Starterpacks (u.a. der berühmten grünen Flagge) wird zuerst mal ausgiebig gebechert und gefeiert, denn schliesslich ist es ein Malts Cruise …
Die Pipeband spielt auf und der Film beginnt mit stimmungsvollen (und trotz des Themas nicht verwackelten) Bildern und so mancher Teilnehmer des Stammabends kommt ins Schwelgen, denn viele unserer Kolleginnen und Kollegen haben Oban schon mal mit der eigenen, einer gecharterten oder einer CCS-Yacht angesteuert.
Im trüben Nieselwetter beginnt die Flaggenparade, es ist halt Schottland … Die Routenwahl ist frei und der Kurs führt zuerst nach Tobermory, ebenfalls vielen bekannt als ein „Must“. Via Inverie Bay im Loch Nevis geht’s nach Canna Harbour. Unterwegs sehen wir Noldi mit seinem Sextanten, beste Werbung für seinen Astrokurs (einen Praxiskurs vor St. Malo findet übrigens im Frühjahr 2010 unter seiner Leitung statt). Weiter geht’s via Skye und einem ausgedehnten Distelleriebesuch und Schlemmereien nach Süden. Barra auf den Äusseren Hebriden steht an. Die herrlichen Sandstrände heissen die Crew ebenso willkommen wie die saftige grüne Vegetation.
Schweres Wetter ist angesagt und so wird die Route durch den Sound of Mull abgesteckt, dies via Arinagur auf Coll und Tobermory. Am nächsten Tag wird mit 6 bis 8 Bft nach Oban gedüst (dies kommt dem Autor bekannt vor …). Der Folgetag beginnt mit ruhigen Wetter, geeignet für einen Schlossbesuch und Schlemmereien an Bord. Anschliessend ist wieder Bft 9 im Sound of Luing angesagt.
Im Film fehlen leider diese Sequenzen, denn wie immer fehlt die Kamera bei ruppigen Wetterverhältnissen und so geniessen wir halt die schottischen Landschaftsbilder, die schottische See, die nicht frugalen Mahlzeiten an Bord und das Anluven der Gläser mit lokalem Wasser.
Unter Reff wird Ardfern erreicht. Bald herrscht wieder Windstille und die Sonne lugt hervor. Das ist halt Schottland. Via Gulf of Corryvreckan führt der Törn zur Glenbatrik Bay an der Westseite der Insel Jura. Auf Islay findet der letzte Anlass statt, wiederum perfekt organisiert vom Veranstalter, dem World Cruising Club. Das Seafood Buffet in der Brennerei Lagavulin ist nicht nur in der Region bekannt und so werden die Kalorien ersetzt, die man vorgängig im schweren Wetter verloren hat.
Die letzte Etappe steht an, zurück nach Crinan. Ausgezeichnete Wind- und Wetterverhältnisse machen den letzten Schlag zur Genussreise. In Rekordzeit und unter Reff wird auf einem Bug das letzte Ziel erreicht, bevor die Amel wieder zurückgegeben werden muss.
Übrigens hat Elisabeth die tausendste Meile gebührend gefeiert und Noldi‘s Angelerfolge haben sicherlich auch geholfen, die Bordkasse zu schonen, dies trotz grösseren Investitionen in die entsprechende Ausrüstung.
Ein toller Törn, individuell wiederholbar, jedoch nicht mehr im Rahmen der Malts Cruise. Schade, aber vielleicht hat ja ein anderer Organisator wieder mal Lust auf etwas Neues. Wenn nicht, dann kannst Du Dir das Ganze auch selbst organisieren … oder sicherlich wieder mal auf einem der nächsten CCS Törns erleben.
Übrigens, sollte ich Häfen, Distillerien, Inseln und Ortschaften hier im Bericht nicht immer richtig dargestellt haben, so liegt es nicht am Whiskey oder mög-ichweise mangelnden navigatorischen Fähigkeiten, sondern am abgedunkelten Raum, der das Notizennehmen nicht ganz einfach machte und meiner Faulheit, den Bericht mittels Seekarte zu validieren. Wichtiger und interessanter als diesen zu lesen ist es ja eh, einen Stammabend live zu erleben …
Lieber Guido, der Filmabend war super und äusserst kurzweilig. Die Teilnehmenden haben ihn genossen!
Du hast den Whiskey, unser Referenten-Geschenk, wahrlich verdient. Jetzt gilt’s für Dich nur noch: „Anluven und …“
Captain Andreas Schneeberger †
P.S. Auf die Frage nach der Flaggenführung wurde geantwortet: Typ „Charivari“ … So sind wir halt in Basel, kreativ und oft mit einem flotten Spruch auf der Lippe, nicht immer ganz „linientreu“, aber meistens an neuen Zielen ankommend.