Stammabend 8. März 2023: Mit der Argofram rund Europa
Daniel Meili ist neugierig, abenteuerlustig und stets bemüht, mit Menschen in Kontakt zu treten. So hat er sich zum Ziel gesetzt, unter diesem Motto mit einem motorisierten Schlauchboot rund um Europa zu fahren. 2021 war er in Westeuropa unterwegs, im Sommer 2022 dann in Nordeuropa von Tallinn bis Tallinn:
Tallinn – Stockholm – Malmö – Skagen – Larvik – Bergen – Stad – Bodö – Lofoten – Hammerfest – Kirkenes – Murmansk – Archangelsk – Solovky – Belomorsk – Petrozavodsk – St. Petersburg – Haapasaari – Tallinn. (Das sind alles Anlandehäfen).
Sein Schiff erreicht eine Geschwindigkeit von 30 km/h und hat eine Reichweite von etwa 600 Kilometern, kann aber doch nicht allzu grosse Wellen meistern; daher sind gute Wetterberichte eine wichtige Voraussetzung für die Wahl des richtigen Zeitpunkts des Auslaufens zur nächsten Etappe. Daniel hat uns 2 Stunden lang die spannendsten Geschichten von seiner Reise nach Hammerfest, Kirkenes und Murmansk erzählt. Da er einen sehr guten Blog hat, wo viel Interessantes zu erfahren ist, möchte ich hier nur die Geschichten von Kirkenes bis Murmansk und die Fahrt ins Weisse Meer wiedergeben, die zur Zeit auf dem Blog noch nicht nachzulesen sind und für uns Zuhörer extrem spannend tönten.
Uebrigens: Die Entstehung seines Schiffnamens ist ausführlich auf seinem Blog nachzulesen.
Ausgerüstet mit allen modernen elektronischen Hilfsmitteln (Radar, AIS, Navionics) fuhr er bis Kirkenes an die russische Grenze, kaufte dort die neuesten Navionics Updates – aber siehe da, für Russland gabs auf der Europa-App keine Infos! Blank! Was jetzt, wie weiter? – Im Leben braucht es manchmal auch Glück. So traf er in Kirkenes russische Fischer, kam mit ihnen ins Gespräch, ja sogar zu einem gemeinsamen Essen und durfte ihre papierenen Seekarten mit dem Mobilfon fotografieren für den Seeweg nach Murmansk. Weiterfahrt gerettet! Kaum in Kirkenes gestartet machte Daniel Bekanntschaft mit einem russischen Begleitschiff der Coastgard. (Er nennt das spasseshalber Escortservice). Gebüsst mit 2000 Rubel (36 Fr.) wird er während dieser Fahrt auch noch, da er offenbar an einer Stelle eine Grenzverletzung begann: Nichteinhaltung der 12 Meilenzone. Der Begleitservice dauert bis Murmansk, das heute 300’000 Einwohner zählt.
In Murmansk angekommen gibt es keinen Hafenplatz für sein kleines Boot. Er muss sich zwischen 2 grosse Transportschiffe klemmen. Hier trifft er jetzt auch seine russische Helferin Lena. Ohne ihre Hilfe wäre die Fahrt durch russische Gewässer nicht möglich. Sie kommt sogar auf der Fahrt ins Weisse Meer mit, um notfalls als Uebersetzerin helfen zu können.
Murmansk, das Paris Russlands! Da der Hafen als Umschlagsplatz für viele Güter enorm wichtig ist, lebt es sich hier gut. Er werden Höchstlöhne bezahlt, um die Leute in diese kalte, karge Region zu locken; es gibt Einkaufszentren wie in Grossstädten Westeuropas mit 24 Stunden Oeffnungszeiten und sehr gute Restaurants. Als weltweite Besonderheit haben die Russen in der Hafenausfahrt eine automatische Strassenwaschanlage installiert, damit der Dreck aus dem Hafen nicht durch die ganze Stadt geschleppt wird! Die «Lenin» ein alter Eisbrecher liegt hier im Hafen und die Leute stehen Schlange, um dieses Schiff besichtigen zu dürfen.
Für die Weiterfahrt musste nun 600 Liter Benzin in Kanistern zusätzlich an Bord des Schiffes geschleppt werden, denn 1500 km weit Richtung Weisses Meer durfte Daniel nicht anlanden, genau bis Archangelsk. Zum Glück konnte das Motorboot diese zusätzliche Last tragen und sank nicht. Lena half ihm auf dieser langen Strecke ohne Aufenthalt und Schlafplatz mit Ablösungen am Steuer, um einigermassen in wachem Zustand fahren zu können.
Hier endet sein Vortrag. Wir hätten ihm noch 2 Stunden zuhören können, so spannend hat Daniel seine Erlebnisse erzählt.
Wer mehr wissen möchte, hier sein Blog: www.circumnavigate.blog
Hugo Buser