Stammabend 6. Juni 2012
Rund 50 Mitglieder der RG Basel liessen sich vom strahlend schönen Wetter nicht davon abhalten, dem Referat von Ingo Laux zu lauschen.
Der Slogan der DGzRS lautet: „Rausfahren, wenn andere reinkommen“, d.h. ihr Einsatz beginnt dann, wenn es um Leben oder Tod geht, resp. wenn ein Schiff in akuter Seenot ist oder Hilfe benötigt.
Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist ein Verein, welcher am 29.05.1865 mit Sitz in Bremen (Seenotzentrale) gegründet wurde. Es handelt sich um einen ehrenamtlichen Verein, welcher zwar die Aufträge (Such- und Rettungsaufträge in Nord- und Ostsee) vom Staat (Bundesrepublik Deutschland) erhält, sich aber trotzdem ausschliesslich über Spenden und freiwillige Beiträge finanziert. Die Schirmherrschaft hat der deutsche Bundespräsident.
Die Anzahl der Einsätze steigt, weil der Verkehr in der Nord- und Ostsee im Bereich Seetouristik, Handelsschifffahrt und Wassersport stark zugenommen hat. Dies bedeutet u.a. auch mehr Risiken durch erhöhtes Verkehrsaufkommen mit Gefahrgut. Die Klimaveränderung hat zudem die Schlechtwetterperioden und v.a. auch die Sturmintensität erhöht.
Die Einsätze finden vor allem im Umkreis der Häfen der Nord- und Ostsee statt. Die Reichweite liegt zwischen 20 und 30 Seemeilen. Der DGzRS verfügt über 54 Rettungsstationen bei welchen jeweils mindestens 1 Rettungsboot vorhanden ist und verfügt über 61 Seenotkreuzer und – boote sowie ungefähr 1000 Rettungsmänner und –frauen.
Auf den Seenotkreuzern werden die fest angestellten Teams im Zweiwochenrhythmus gewechselt. Auf den Rettungsbooten arbeiten ehrenamtliche Mitarbeiter.
Was sind nun die Aufgaben der DGzRS? Die Rettung von Menschen aus Seenot. Dabei ist Unterkühlung eine der grössten Risiken, v.a. im MoB-Fall.
Wie lange kann man im Wasser sein, bis es gefährlich wird? Es gibt eine einfache Daumenregel: Wassertemperatur in Minuten gerechnet, danach kühlt der Körper stark ab.
Im weiteren gehören Sicherungsaufgaben für gefährdete Schiffe (Motordefekte etc.), Transporte von Kranken und verletzten Personen, die Koordination von Massnahmen im Seenotfall, Helikoptereinsätze der Bundeswehr bei grossen Suchaktionen sowie die Einteilung der Suchgebiete zum Einsatzspektrum der DGzRS.
Ein weiteres Motto der DGzRS lautet: Jede Minute zählt!
Dies gilt auch bei Hilfestellungen bei Grundberührungen (Ängste dürfen nicht unterschätzt werden), bei der Auspumphilfe bei Wassereinbruch und v.a. auch im Brandfall.
Wie bei der REGA hat auch die DGzRS viele der Rettungsmittel selbst konstruiert. Beim Bau eines neuen Seenotkreuzers wird stark auf die Erfahrung und Tests von Universitäten Wert gelegt, damit die Kreuzer immer effizienter und stabiler werden. Die heutige Bauweise ist eine Netzspanten-Konstruktion aus Aluminium, welches den Vorteil besitzt, dass es leicht und nicht rostanfällig ist, jedoch durch die raue See bereits nach ca. 20-30 Jahren ausgewechselt werden muss. Neuere Modelle verfügen über einen „Selbstaufrichter“, der im Fall einer Durchkenterung das Schiff wieder in die Originalposition bringt.
Grosse Seenotkreuzer verfügen auf dem Heck noch über ein kleines Tochterschiff, das bei Rettungsaktionen eingewassert werden kann. Das Tochterschiff besitzt eine Bergungspforte, die nur ca. 5-10 cm über dem Wasserspiegel liegt und somit die Rettung aus dem Wasser erleichtert. Tochterschiffe sind eine Erfindung der DGzRS
Seit der Gründung der DGzRS sind 45 Seenotretter auf See geblieben. Deshalb gilt das Prinzip der Freiwilligkeit, das heisst der Vormann kann entscheiden ob ein Einsatz ausgeführt wird oder nicht (was noch nie abgelehnt wurde). Dieses Recht ist in den Statuten der Gesellschaft verankert.
Eine Erfolgsstatistik:
2106 Einsätze im Jahr 2011, das sind ca. alle 4 Stunden ein Alarm
1323 gerettete Personen
453 Kranke und Verletzte wurden transportiert
59 Schiffe und Boote konnten vor dem Totalverlust gerettet werden
946 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art
513 Anläufe-, Such-, Schlepper- und Sicherungsfahrten
79‘063 Menschen wurden seit der Gründung der Gesellschaft aus Seenot gerettet.
Einige finanzielle Fakten:
Einnahmen:
Bussgelder (2.3%): 0.43 Mio. CHF
Sammelschiffchen (5.0%): 0.94 Mio. CHF
Schifffahrt (8.3%): 1.55 Mio. CHF
Förderbeiträge und Spenden (78.2 %): 14.85 Mio. CHF
Sowie Nachlässe und Stiftungserlöse
Ausgaben (Beispiele):
Notfallrucksack: 1‘400.- CHF / Stck
Kosten Seenotrettungsboot: 1.2 Mio CHF / Stck
Kosten Seenotkreuzer: 8.0 Mio CHF / Stck
Weitere Informationen findet der Leser unter: www.seenotretter.de oder unter folgender E-Mail Adresse: schweiz(at)seenotretter.de
Auch wenn wir glaubten, alles über die DGzRS zu kennen, wurden wir an diesem Abend eines Besseren belehrt. Die Mitglieder wussten es dem Referenten zu danken und spendeten über 500 CHF. Dieser Betrag wurde von der RG verdoppelt, sodass 1‘100 CHF an die DGzRS überwiesen werden konnten. Damit setzen wir eine Tradition fort und danken den Rettern für ihren Einsatz, einen, den wir am liebsten nie in Anspruch nehmen wollen, jedoch dankbar dafür sind, wenn wir diesen im Notfall in Anspruch nehmen dürfen.
Maya Mangold