Jugendtörn 2013: Kroatien, in und um die Kornaten

SONY DSCKäpt’n Jack Sparrow alias Roger Gersbach und sein zweiter Skipper Antonio Di Criscio suchten sich dieses Jahr eine besondere Black Pearl aus, die in Split im Hafen ihren Stammplatz hatte. Die Besatzung bestand aus acht weiteren Crewmitgliedern, worunter einige sehr erfahrene Segler und Seglerinnen waren. Die überwiegend aus Frauen bestehende Piratengesellschaft – bestehend aus Nathalie, Fabienne, Flurina, Sarah, Claudia, Tamara, Lea (die wir erst in Kroatien trafen), Tim, dem Käpt’n selbst und dem zweiten Skipper – stellten sich der Herausforderung und dem Abenteuer.

Die geheime Übernahme sollte am 3. August endlich von statten gehen. Die Badwannenmatrosen und Brünnelipiraten konnten es kaum erwarten. Je länger die Fahrt mit Crewbus dauerte, umso mehr blangten alle auf die kühle Seebrise und das erfrischende Wasser. Mit Verspätung enterte die Crew schliesslich unter genauer Anleitung die Yacht „Mojito“ und plünderte kurz darauf auch die nahegelegenen Supermärkte, um die Vorratskammer aufzufüllen. Ja, alle waren bereit und es konnte los gehen. Die Kojen wurden rasch verteilt, der Vorrat wurde in allen möglichen Fächern verstaut und somit gut gebunkert. Der angebrochene Tag liess genug Zeit für eine kurze Ausfahrt und die ersten Erkundungen rund um den Hafen.

Die erste Nacht im ruhigen Hafen lag bald hinter uns und die langersehnte Ausfahrt konnte beginnen. Die Piraten waren gewappnet und bereit für das neue Abenteuer Kroatien und dessen wunderschöne Buchten. Eine total zusammengewürfelte und verschiedenartige Crew setzte die Segel und verliess den sicheren Hafen, raus aufs Meer, ungewiss was jeden einzelnen erwartete im Laufe des Törns.

Mit einer ruhigen See hatten wir einen gelungenen Start. Umgeben von tiefblauem Meer und einer guten Stimmung in der Crew, zogen wir an wunderschönen Buchten vorbei. Als der Wind auffrischte, konnten wir schliesslich unsere Segel setzen und mit ein paar wenigen Knoten an Fahrt das erste Mal segeln. Alle Hände hatten etwas zu tun, am Ruder wurde unter guter Beobachtung abgewechselt, die Segel wurden dem Wind entsprechend gesetzt und bei Bedarf nachgeführt und die Theorie floss so gleich in die Praxis ein. Die Crew musste zusammen arbeiten und lernte sich dabei erst so richtig kennen. Die altbewährte Übungsmethode von Roger mit „Flasche über Bord“ brachte alle in richtig gute Stimmung. Natürlich waren wir mit voller Begeisterung dabei und aktiv zugleich.

Das altbekannte MOB „Man over Board“ schien den Piratinnen jedoch als weniger angebracht, zumal der männliche Anteil der Crew deutlich in Unterzahl war. So kreierten wir kurzerhand eine neue Übung, das so genannte FMOB „FeMale over Board“, was zu einer gelungenen Rettung mit Manöver und aktiver Zusammenarbeit unter dem Kommando unseres Skippers führte.

Der Wind flaute leider bald wieder ab und eine Badepause war angesagt. Mit gekonnten Sprüngen durfte jeder zeigen, was er oder sie kann und hängte sich anschliessend an die angebundenen Fender, die sogleich als Sicherheitszone definiert wurden. Spiel und Spass fand genug Platz, sowohl im Wasser wie auch ausserhalb und was auf keinen Fall fehlen durfte waren die Bord-Paparazzi. Nach dieser Erfrischung nahm das Schiff die Fahrt wieder auf und die Crew steuerte in eine sichere Bucht für die Übernachtung. Gleichberechtigung war aufgrund der Überzahl von Piratinnen nur schwer zu erreichen, jedoch waren die Aufgaben an Bord gerecht aufgeteilt und so brauchte es kaum Anweisungen, was die Küche oder den Ankertrunk anbelangte. Mojito war an der Boje befestigt, der Ankertrunk bereits auf dem Serviertablett und das traditionelle Ritual war vorbereitet. Eine kurze Feedbackrunde, eingeleitet mit einem Song, machte den Anfang und leitete danach über in die Bade- und/oder Kochzeit, bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwand und den Himmel in gelbliche Farben tauchen liess. In den Hängematten liess es sich gut in die Nacht schaukeln, bevor es dann in die Kojen und somit zu Bett ging.

Die nächsten Tage bescherten uns schöne Bilder, neue Erfahrungen, aber auch viele tolle Erlebnisse. Ganz zu schweigen von dem Fortschritt, den wir als Crew erleben durften. Die verschiedenen Persönlichkeiten gingen Kompromisse ein, stellten sich aufeinander ein und die Tagesabläufe verliefen weicher und geselliger, freundschaftlicher und entgegenkommender als zu Beginn. Ja, die Piraten wurden zu einem Team, gekennzeichnet durch weisse Shirts mit dem Logo der CCS RG Basel aufgestickt. Die nächste Bucht war bewohnt von Fischern und einfachen Leuten, bilderbuchtauglich und faszinierend eingebettet in die Natur, geradezu einladend für den ersten Landausflug mit dem Dinghy und dem ersten Einsatz der (noch) weissen T-Shirts. Die Überfahrt endete für einige etwas nasser als für die andern, gelang aber doch erfolgreich und wurde mit einem leckeren Eis belohnt, was sich auf einigen Shirts dann auch mit braunen oder roten Flecken deutlich zu erkennen gab.

Am nächsten Tag stand einiges auf dem Tagesplan, die ersten Vorräte neigten sich langsam dem Ende zu und somit war klar, dass die nächste Nacht in einem Hafen verbracht werden musste, was aber mit einem Landausflug und damit mit ein paar Sehenswürdigkeiten des Ortes verbunden werden konnte. Die Krka-Wasserfälle zogen auch uns an. Auf dem Weg dorthin, hissten wir unsere Flagge, nein nicht die mit dem Totenkopf, sondern die schöne Schweizerflagge, gehalten von tapferen Matrosinnen und einem gemeinsamen Seegruss der ganzen Piratencrew an ein gleichgesinntes Schiff mit demselben weissen Kreuz auf rotem Grund. Kurze Zeit später, unsere „Black Pearl“ lag ruhig im Hafen, erreichte die Piratencrew mit einem Wassertaxi die unbeschreiblich schönen Krka-Wasserfälle. Mit staunenden Blicken betrachteten wir die Kraft des Wassers und die Schönheit dieses Naturwunders und nahmen unser Bad zur Abwechslung mal in Süsswasser.

Die Tage rund um die Kornaten vergingen viel zu schnell, aber an das Ende wollte man trotzdem noch nicht denken. Ein weiterer Segeltag mit Highlights brach an. Die Sichtung einer Delfinschule machte alles noch viel aufregender. Glitzernde Rücken zeigten sich und kreisende Vögel in der Luft zeigten uns den Weg zu dem Geschehen, wo die Meeressäuger auf ihrem Raubzug waren und sich ihre Beute erfolgreich ergatterten. Wir Piraten nahmen uns ein Beispiel und suchten uns eine geeignete Bucht um zu ankern. Jene, die nicht mit dem Ankern beschäftigt waren, richteten bereits den Ankertrunk.

Die anhaltend lockere Stimmung, gespickt mit Humor und manchmal auch etwas Sarkasmus, erfüllte die Bucht mit Gelächter. Die Melonenschnitze fanden guten Anklang und führten uns auf bizarrem Wege zu der Titanic. Dies geschah folgendermassen: Ein Melonenschnitz hat viele Ähnlichkeiten mit einem Schiff oder besser mit der Titanic, um es gleich beim Namen zu nennen. So fragte Nathalie mit gutem Hintergedanken in die Runde, ob sie denn diesen abgekauten Melonenschnitz ins Wasser werfen dürfe, denn es ist ja biologisch und von der Natur abbaubar. Roger überlegte kurz und gab dann ein nachdenkliches „hmm“ von sich und meinte nach einer kurzen Pause, dass er das wenn schon nur auf hoher See erlaube und nur unter der Bedingung, dass das grosse und schiffchenähnliche Reststück zuerst in viele kleine Stücke zerlegt werde. Nathalie war nicht wirklich überzeugt von dieser Antwort und hinterfragte die Bedingung mit einem „warum?“, denn die Melone zersetze sich ja auch, wenn sie noch ganz sei. Damit Nathalie auch ganz bestimmt recht hatte, kam die Titanic zur Sprache. Das Salzwasser schaffe es ja schliesslich auch, die Titanic langsam aufzulösen, warum also nicht auch einen Melonenschnitz? Pirat Tim brachte dann eine ganz weise Piratenweisheit: „Nathalie, auch die Titanic wurde zuerst halbiert, bevor sie das Wasser zersetzen konnte.“ Alle lachten.

Die Wettervorhersagen waren bisher nicht kritikwürdig und auch am zweitletzten Tag verbrachten wir weitere unbeschwerte Stunden auf See, genossen eine Erfrischung im kühlen Wasser und hatten Zeit zu planschen. Das neue Ziel war eine einsame Bucht mitten im Naturschutzgebiet. Auf dem Weg dorthin drifteten wir an Küstengebieten entlang, die einer Filmkulisse glichen. Die See war nicht rau, aber gerade richtig zum Segeln. Mit vollen Segeln zogen wir in unser Ankergebiet und bemerkten das immer klarer werdende Wasser rund um unsere Yacht. Die Tiefen des Wassers waren eine Herausforderung. Die Sandbänke waren alles andere als regelmässig tief und es brachte die Stimmung an einen kriselnden Punkt. Ein falsches Wort hätte das Fass zur Sprengung gebracht. Mit Geduld, Ruhe und etwas mehr Aufwand lag unsere „Pearl“ dann doch sicher in der Bucht und der Ankertrunk konnte die Stimmung entladen.

Die relaxende Umgebung, die einem Märchen gleich war, löste jegliche Anspannung und führte zu Gesprächen über den Tag und das Erlebte. Die Wetteraktualisierung liess die Anspannung aber noch einmal steigen. Starke Böen und heftige Windstärken wurden auf den frühen Morgen hin gemeldet. Die Ankerwachen wurden neu eingeteilt und mit besonderer Sorgfalt und extra Kontrollen verschärft. Nichtsdestotrotz schaffte es das Küchenteam, den Tagesspruch zu bringen und alle in einen humorvollen und lockeren Abend mitzureissen. Tim war noch immer im Wasser, tauchte nach Fischen und sonstigem, als Sara plötzlich einen vorbeischwimmenden Teebeutel im Wasser entdeckte, den jemand über Bord geworfen hatte. Sie drehte sich zu Nathalie um und sagte lachend: „Achtung, Teebeutel über Bord“, worauf schon einige der anderen anfingen zu kichern. Kurz darauf hörte man Nathalie sagen: „Ach, ich glaube das zieht noch ein bisschen weiter…“. Nicht nur Sara und Nathalie, sondern auch alle anwesenden Crewmitglieder brachen daraufhin in schallendem Gelächter aus.

Nach einer kühlen Nacht und einem frühen Morgen traten die Piraten schliesslich den Rückweg an. Der Heimathafen rief und die starken Wellen trieben uns nahezu dorthin zurück. Erfolgreiche Raubzüge, wenn auch nur für unser Auge, lagen hinter uns und gehörten leider schon wieder der Vergangenheit an. Den grössten Schatz hatten wir aber dabei, die Erinnerung an den Törn und den Gewinn einer gut funktionierenden und eingespielten Piratengang konnte uns niemand mehr streitig machen. Am letzten Tag polierten wir beides nochmals auf und konnten dies als unvergessliche Erinnerung mit auf den Heimweg nehmen. Den Schlüssel zum kostbaren Schatz hat jeder für sich gefunden und bleibt geheim. Eines kann jedoch verraten werden, das Gebiet Kroatien ist es auf alle Fälle wert auszurauben, visuell und erlebnismässig versteht sich, und wird jedem weiteren Badwannenmatrosen und Brünnelipiraten wärmstens empfohlen.

Für die Pirateninnen und Piraten vom Jugendtörn 2013,
Tamara Kapp

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