Daniel Tellenbach erzählte uns von seiner Teilnahme an der Ostseeregatta vom südlichsten Punkt der Ostsee bei Wismar bis zum nördlichsten Punkt, der gelben Tonne bei Törehamn, wo Schweden und Finnland aneinander grenzen. Er wollte in seinem fortgeschrittenen Alter noch einmal etwas Verrücktes tun. Er charterte ein Boot und suchte eine Crew mit dem Ziel, an der genannten Regatta teilzunehmen.
Sechs Monate vor dem Start begann er mit der Schiffssuche. Was waren die Anforderungen an das Schiff? Da er nicht wusste, ob er eine Crew finden würde, fiel die Wahl auf ein 32-Fuss Boot, das er auch ohne Crew alleine führen könnte. Ferner sollte es mindestens ein passives AIS haben, einen Spinnaker oder Gennaker und Platz für 3 bis 4 Personen.
Wie so oft bei grossen Projekten lief nicht alles rund:
Es begann schon in Basel. Die benötigten Seekarten wurden im Restaurant liegengelassen; dies bemerkte man erst in Hamburg. Ein guter Freund musste sie per DHL nachsenden!
Das zweite Wunder: Die Karten, die in Lörrach am Samstag vor 12 Uhr aufgegeben wurden, erreichten die Crew schon am Montag um 16 Uhr zu einem sagenhaften Preis von 21.95 Euro! –
Auch die Defekte am Schiff häuften sich: Zuerst war die Toilette defekt. Danach war der Fäkalientank voll. Nun gab auch die Seewasserpumpe den Geist auf. Anstelle eines Spinnakers erhielt er nur einen Blister von 30 Quadratmetern statt deren geforderten 50. Die Reffleinen waren falsch montiert, der Autopilot unbrauchbar, was ebenfalls auf einen Montagefehler zurückzuführen war.
Damit nicht genug: Das wichtigste Gerät, der Steuerkompass, zeigte laut Vercharterer 10 bis 20 Grad falsch an. Doch beim Erstellen einer Deviationstabelle stellte sich heraus, dass der Kompass gar nicht 360 Grad drehte, sondern irgendwann zurückschnellte, also absolut unbrauchbar war.
Drei weitere Dinge mussten am Schiff geflickt werden:
- Weil die Batterien nicht mehr geladen wurden, musste ein ausgerissenes Kabel neu befestigt werden.
- Das Steuerrad quietschte laut und musste mit Fett geschmiert werden.
- Die Winschen waren verdreckt und funktionsuntauglich. Auch sie mussten gründlich geputzt und gefettet werden.
Dann endlich konnte nach vielen Reparaturen gestartet werden. Von den ursprünglich 20 gemeldeten Booten waren nur noch 9 am Start. Daniel mit dem kleinen Boot und der Crew sahen schon bald nach dem Start nur noch die Spiegel der anderen 8 Boote.
Die Wachorganisation über 24 Stunden wurde wie folgt eingeteilt:
Alle 4 Stunden erfolgte ein Wachwechsel. Nur abends wurde das System durchbrochen: Von 16 bis 18 Uhr und 18 bis 20 Uhr, damit sich täglich die Einsatzperioden abwechselten.
Der Blister hatte nur eine Schot. Die Antwort des Vercharterers auf diesen Mangel angesprochen war, dass er sowieso immer nur auf demselben Bug segeln werde. Offenbar weht der
Wind für den Vercharterer immer aus der gleichen Richtung!
In Sandhamn musste ein Nothalt für die Reparatur der Toilette eingelegt werden. Leider gab es hier keinen Taucher, der die Toilette reparieren konnte . Dafür konnte die Crew an diesem Nothalt ausgiebig vor der Weiterfahrt duschen.
Nach 12 Tagen und einigen Stunden erreichte die Crew glücklich und ohne weitere grosse Defekte die gelbe Zieltonne im 9. Rang.
Während der abschliessenden Diskussion waren sich die Zuhörer einig, dass nicht die Regatta das Verrückte war. Es war der Zustand des Schiffes mit seinen unzähligen Defekten, der diese Regatta zu etwas Verrücktem werden liess. Das Schiff war erst 5 Jahre alt und kostete für diese 7 Wochen 5000 Euro.
Daniel Tellenbach hat übrigens seine Wurzeln in Basel; ist er doch hier zur Schule gegangen!
Herzlichen Dank für den spannenden und witzig vorgetragenen Event!
Hugo Buser