Reise im Südpazifik

Preisträger Prix Basel Offshore 2010
SY BALENA

Liebe Mitglieder des CCS Vorstandes,

Alle Jahre wieder schaut der Wanderpokal des CCS in die Runde und fragt sich, wo er wohl diesmal willkommen sei. Wer weiss, vielleicht im „Heimathafen“ der BALENA hat er sich gesagt und so würden wir uns freuen, wenn die Wahl auf uns treffen würde.

Wir sind in der glücklichen Situation, dass ein erfülltes Berufsleben hinter uns liegt und ein ebenso faszinierendes Seglerleben vor uns. So haben wir nach den Segeltörns in den Patagonischen Kanälen und der Antarktis die BALENA im Januar 2010 in Higuerillas, in der Nähe von Valparaiso / Chile für die klimatisch radikal andere Situation der Reise von Chile quer über den Südpazifik nach Neuseeland vorbereitet. Wir, das waren Maja, Christoph Afflerbach und Roger Bänninger. BALENA brauchte ein Sonnendach um die unbarmherzigen Sonnenstrahlen abzufangen (hatten wir uns gedacht) und dann eine zweite Genua, damit wir die Passatwinde optimal nutzen konnten. Auch ein neuer Anstrich Antifouling war notwendig.

So legten wir am 26. Januar in Chile ab, mit dem ersten Etappenziel der Islas Juan Fernandez, besser bekannt als die Robinson Crusoe Insel. 394 Seemeilen in 4 Tagen, raue, kabbelige See bei der Überquerung des Humboldtstromes. Faszinierende Insel mit sehr sympathischen Menschen. Reparatur Aussenbordmotor am Sonntagabend mit lokalem Mechaniker.

Am 4. Februar legen wir ab mit dem Ziel Isla Pascua (Osterinsel). Häufig schwache Winde, Dünung, schlagende Segel. Wir haben häufig zwei Genuas im den parallelen Nuten des Vorstages gesetzt, ausgebaumt über Spibaum und Baum des (eingerollten) Grosstuchs. Das war eine Empfehlung von Hallberg Rassy / Elvström und hat sich grundsätzlich für Passatwindsegeln ganz gut bewährt. Aber der Schäkel im Top brach und beide Segel landeten auf dem Deck, bzw. teilweise unter dem Rumpf. Sobald die Windstärke über 10 bis 12 Knoten lag, war das Segeln traumhaft schön, mit Doppelgenau oder Genaker. Ultramarinfarbenes Wasser, zwischendurch ein Fisch am Haken. Der ruhige Rhythmus der Wachablösungen. Es war herrlich. Nach 14 Tagen und 2090 Seemeilen ankerten wir in der Bucht von Hanga Roa, auf der Osterinsel. Ein mystischer Ort mit den Moais, den gigantischen Steinfiguren. Reparatur Alternator und 230V Generator, damit es nicht langweilig wird…Am 27. Februar Tsunami- Warnung von der Armada, wegen Erdbeben in Chile. Wir verlassen fluchtartig unseren Ankerplatz und suchen sicheres und tiefes Wasser weit draussen. Nach ein paar Stunden Entwarnung. Auf der Osterinsel betrug der Wasseranstieg nur etwa eineinhalb Meter, aber die Robinson Crusoe Insel wurde arg getroffen. Das Dorf weitgehend zerstört und viele Tote waren zu beklagen. Unsere Freunde dort hatten Glück, sie haben zwar ihr zuhause verloren aber ihre Familien gerettet.

Am 1. März legen wir ab, mit Kurs nach Pitcairn, der Insel, die uns allen so faszinierend erscheint, weil dort die Nachkommen der Meuterer von der Bounty leben. Die Überfahrt war anfangs gemütlich, dann sportlich und gegen Schluss so richtig deftig, mit böigen Winden bis 32 Knoten und rauer See. Nach 10 Tagen und 1340 Seemeilen kamen wir in der Nacht in Pitcairn an. Ich wollte beidrehen, machte dabei eine Patenthalse, der Schäkel der Grossschot am Baum brach, der Baum krachte gegen die BB-Wante und riss am Lümmelbeschlag (Verbindung Baum zum Mast) aus. Wir hatten zwei Stunden lang alle Hände voll zu tun, um die Situation wieder klar zu bekommen. Dafür wurden wir während drei Tagen von der Bevölkerung von Pitcairn mit einer Herzlichkeit aufgenommen, die unvergesslich bleibt.

Am 13. März setzen wir Kurs auf die Gambier Inseln. Wir hatten konstante Passatwinde von etwa 20 Knoten, ESE, und sind sehr schnell und komfortabel unterwegs. So macht segeln richtig Spass! In 2 Tagen sind wir die 350 Seemeilen durchgerauscht. Beim Ansteuern der Durchfahrt zwischen den kleinen Riffen und Inseln des Atolls steigt nach kurzer Zeit der Volvo Motor aus. Nach hektischen Minuten stellen wir fest, dass der Motor Luft angesaugt hat und dadurch Übertemperatur bekam. Hier in Mangareva fängt französisch Polynesien an. Endlich wieder ruhig liegen, ohne Schwell und schlafen wie die Herrgötter. Wir reparieren den Baum, sägen ein paar Zentimeter ab und fixieren ihn wieder.

Zwischen dem 23. März und dem 12. April segeln wir über 1000 Seemeilen durch die Inselwelt der Tuamotus. Das sind ja richtige Ferien: Sandstrände, Palmen, Schnorcheln mit den Riffhaien, was will man mehr? Christoph und Roger verlassen die BALENA und reisen wieder zurück in die Schweiz. Zu dritt hatten wir 5’371 Seemeilen zurückgelegt.

Am 13. April kommt Maja in Tahiti an Bord. Bis Ende April machen wir zusammen technischen Service. Und davon gab es eine ganze Menge!
Vom 1. bis 15. Mai segeln wir zusammen mit Basil, unserem Sohn und Freund Gianni über 700 Seemeilen in den Tuamotus – Bora Bora – Tahiti. Die jungen Männer „sammeln“ Seemeilen für ihren B-Schein…

Vom 19. Mai bis 14. Juni segeln wir zusammen mit meiner Schwester Ursula und Schwager Peter von Tahiti – Tuamotus auf die Cook Islands, nach Rarotonga. Weitere 1 370 Seemeilen liegen an glücklichen Erfahrungen im Kielwasser der BALENA.

Am 20. Juni kommen Christoph und Sylvie Afflerbach an Bord und wir segeln weiter nach Niue, dem „Felsen im Pazifik“, wie die Einheimischen selber sagen. 4 Tage segeln, 530 Seemeilen. Niue hat keinen Hafen. In der nur wenig eingeschnittenen Bucht hängen Bojen und das Dinghy muss mit dem Kran an Land gehoben werden. Hier sind wir Mitglied des grössten kleinen Yachtclubs der Welt geworden. Der Club hat übrigens keine einzige Yacht, aber er ist für die ankommenden Yachties sehr hilfreich und aktiv. Flaschentauchen vom Feinsten, mit Sichtweite von 30 bis 50 Metern!

Am 2. Juli legen wir ab nach Tonga. 315 Seemeilen, das ist ja fast nur ein „Katzensprung“. Ab hier beginnt das „echte“ Polynesien, die Männer tragen „Lavalavas“, auch die Zollbeamten haben eine solche Uniform. Wir nehmen uns Zeit und geniessen die Fahrt vom Süden Tongas bis ganz hoch. Bis am 14. August segeln wir nur etwa 600 Seemeilen in Tonga und verlassen dieses herrliche Königreich auf der nördlichsten Insel Niuatoputapu. Am 15. August legen wir ab und sind nach einem 24 Stunden Schlag in Samoa. Im „richtigen“ Samoa, nicht amerikanisch Samoa. Wir lernen dieses sehr authentische Land während einer Woche etwas näher kennen und dann reise ich mit Maja zusammen in die Schweiz. Unser Sohne Basil heiratet und wir feiern alle kräftig.

Auch Sylvie reist in die Schweiz zurück und Lucian Fischer vom CCS Bern kommt an Bord. Bei ihm hatte ich auf CCS Törns Segeln gelernt. Als Männercrew werden wir die Reise bis Neuseeland zusammen geniessen.
Am 8. September legen wir in Samoa ab und segeln die 370 Seemeilen über Wallis – Futuna nach Fiji. Wallis und Futuna sind Französische Territoirs und hängen am „Zahltopf“ von Frankreich. Aber „Baguette“ mitten im Südpazifik ist auch nicht schlecht…

Maja und Hansruedi Fanti

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