RG Basel Stammabend 19. April 2023
Hansruedi Fanti und Hansruedi Zingg erzählen spannende Erlebnisse von ihrem Segeltörn auf die Salomonen im Jahr 2011, speziell vom Besuch auf der Insel Tikopia, wo die Menschen noch traditionell leben.
Diese Insel in der Südsee hat eine Fläche von 5 Quadratkilometern und verteilt auf 26 Dörfer ca 1000 Einwohner, die ihre Häuser, alle Gegenstände und Kleider aus Inselholz herstellen; die Stoffe gewinnen sie aus der Faser der weichen Baumrinde des Tapa-Baumes. Tikopia ist vulkanischen Ursprungs, hat einen Kratersee, der bei höherer Brandung leider von Meerwasser gefüllt wird, denn sonst wäre er ein wunderbarer Süsswasserspeicher. Es gibt eine Schule und ein Krankenhaus. Allerdings sind die Medikamente rudimentär, Zähne werden ohne Narkose mit Werkstattzangen gezogen.
Im Jahre 2011 kamen pro Jahr nur etwa 6 Segelyachten an der Insel vorbei und zweimal eine Fähre, die etwas Ware brachten. Vier Häuptlinge teilen sich die Macht über die Inselbewohner, aufgeteilt nach Bereichen. Bei der Ankunft kam ein «Instruktor» der Häuptlinge mit dem Einbaum an Bord der Yacht, um die Benimmregeln für Besucher zu erklären. Beispiel: Wer ankommt, muss sich beim Häuptling anmelden und zwar auf allen Vieren am Boden kriechend. Ebenso beim Verlassen des Empfangs gilt Rückwärtsrobben auf allen Vieren, da die Fusssohlen dem Häuptling nicht gezeigt werden dürfen. – «Zuerst weigerten wir uns, auf allen Vieren zu robben, aber der Eingang ins Haus des Häuptlings war so niedrig, dass es gar keine andere Wahl gab!»
Sie wurden aber sehr freundlich vom Häuptling empfangen mit Tee. Die Häuptlinge geniessen bei den Bewohnern einen hohen Status, dem man Respekt zollen muss. Die Häuser sind wasserdicht, haben aber in der Decke kein Rauchabzugsloch, obwohl darin gefeuert wird. Man gewöhnt sich an den Rauchgeschmack. Es gibt keinen Alkohol und keine Zigaretten auf der Insel, aber die Betelnuss wird gekaut (Ersatz für das Rauchen). Die Einheimischen schreiben nicht auf Papier sondern machen Sandzeichnungen. In einem aufwendigen Verfahren gewinnen sie aus der Gelbwurz durch Kochen und Trocknen das begehrte Gewürz Kurkumapulver.
Um die Insel nicht zu übervölkern darf nur der älteste Sohn einer Familie ein einziges Kind haben. Die Ressourcen der Insel können nicht mehr Menschen ernähren.
Die Crew schenkte dem Häuptling – ohne Geschenk geht ein Besuch gar nicht – ein Sonnenpanel mit einem LED Licht, da es auf der Insel keine Elektrizität gibt. Dies machte die Crew zu sehr willkommenen Gästen.
Zum Abschied liess der Häuptling die Dorfbewohner eine Tanzshow aufführen. Auf die Frage der Segelcrew an den Häuptling, ob er das von allen Dorfbewohnern verlangen dürfe, meinte dieser: «Wenn ich das befehle, haben alle zu gehorchen».
Wieviel heute von den ursprünglichen Regeln und der traditionellen Lebensform noch vorhanden ist, ist schwer abzuschätzen. Es landen neuestens auch Kreuzfahrtschiffe vor der Insel und deren Passagiere suchen Tikopia heim mit positiven aber auch negativen Folgen für die Bevölkerung.
Hugo Buser