Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,
Seine Seele zu retten […]
Odysseus war lange unterwegs. Wir nicht. Odysseus hatte garstiges Wetter. Wir nicht. Odysseus hatte einen Schlauch voller Winde. Wir nicht. Odysseus hatte anfänglich eine Flotte von zehn Schiffen. Wir nicht. Aber wir hatten uns! Und ums Leiden und Seelen retten ging’s auch nicht wirklich. Eher ums Seelen pflegen und baumeln lassen.
Und „uns“ das waren sieben Yachten von RG-Mitgliedern, die sich am 11. August 2012 bei schönstem Wetter mitten auf dem Neuenburgersee trafen, um …
Na, um was zu tun? Nein, nicht, um Odysseus zu treffen! An Odysseus dachte niemand und der hätte mit seinen Kumpanen wohl nur den feinen Apérowein weggetrunken. Deshalb vergessen wir ihn am besten gleich wieder und widmen uns den Zielen der Sternfahrt, dem Apéro und der Geselligkeit (gut, die hatte Odysseus auch…).
Von allen Seiten kamen Yachten angesegelt, um möglichst zur vereinbarten Zeit auf 46°55N/006°52’E einzutreffen. Von Neuenburg aus war Raphael Schumacher mit seiner LINDA ESPERANZA unterwegs, von Portalban aus waren Silvio Ofner mit der TORTOI und René Lattmann mit seiner EMESIS II und von Hauterive aus Arnold Flückiger mit seiner MEA REQUIES unterwegs zum Treffpunkt. Gestartet in Chevroux war Hans Ruedi Roth mit seiner COQUILLE und Michel Müller kam mit seiner ZEPHYROS von Cheyres ebenso wie der Organisator mit seiner TRIPLE J.
So ergab sich ein tolles Bild, als sich mitten auf dem See sieben Yachten zu einem Ponton zusammenfanden, von welchem aus bald männig- und frauiglich dem erfrischenden Badespass frönte. Natürlich fanden auch Nüssli, Chips und andere Knabbereien ihren Weg zu den RG-Mitgliedern, die mit den Yachten und ihren Skippern zum Treffpunkt gesegelt waren.
Und eben der Apérowein, wie gesagt.
Bald war es aber an der Zeit, den Grillplatz anzusteuern und so fanden alle Yachten trotz des schönen Wetters einen Ankerplatz vor der Pointe du Grain und die Vorhut des Gummischlauch-Transfers zum Strand konnte auch einen der raren freien Grillplätze besetzen und dank mitgebrachtem Holz ein passables Feuer entfachen, auf welchem nach einigen weiteren Fahrten mit dem Gummiboot bald leckere Sachen brutzelten.
Dass die Romands einen lauschigen Grillplatz anders interpretieren als wir Deutschschweizer, bewies der DJ mit seiner im angrenzenden Wäldchen stationierten Disco. Aber immerhin hatte er die Gnade, extra für uns eine Pause einzulegen…
Und so fanden Fleisch und Würste, Brot und feine Salate – Danke Martina und allen, die auch zum Schmaus beigetragen haben! – ihren Weg auf die Teller – ja, gemütlich sass es sich ums Feuer!
Bald fanden sich Gruppen und Grüppchen zu den verschiedensten Gesprächen und zu verschiedenstem Gedankenaustausch. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete wohl die Frage: „Was würdest Du mit 190 Euromillionen machen?“, hatte doch ein englisches Ehepaar kurz vor dem Süsswassertag den Lotto Jackpot geknackt.
Nach Einbruch der Dämmerung war es für die ersten bereits Zeit, die Rückfahrt in den Heimathafen anzutreten und so kamen alle teilnehmenden Yachten zu einer herrlichen Nachtfahrt, die – GPS- und Ortskundigkeit sei Dank – nicht zu einer Odyssee wurde. Er lässt einen einfach nicht los, der Vielgewanderte…
Daniel Schenk