Stammabend 7. September 2011
„Full house“ war angesagt, als unser Vice-Captain, Felix Buser, die RG Mitglieder nach Thailand, genauer gesagt nach Pukhet, „entführen“ durfte. Sein Vortrag stand unter dem Motto: „Ein Segeltörn in einem Tidengebiet im T-Shirt und nicht im Ölzeug“.
Felix steht dazu, dass es interessante Seegebiete gibt, die man auch ohne Ölzeug erkunden kann. Obwohl er dieses auch schon im Norden benutzt hat und er diese Gegenden auch schätzt, zieht es ihn eher in südliche Gefilde. Dazu steht er, auch wenn ihm ab und zu von der Eisbärenfraktion der RG ein eisiger Wind entgegen bläst. Das erschüttert unseren Seemann Felix aber nicht, er bleibt mit seinem Faible für den Süden cool. Wenn unser Pinguin- und Eisbärenfraktion behauptet, es gäbe nur im Norden nautische Herausforderungen, so weiss jeder, dass dies nicht ganz stimmt. Es gilt beispielsweise auch in Thailand, Tidenberechnungen anzustellen und wer Mistral und Bora erlebt hat, weiss, dass auch das Mare Nostrum stürmische Überraschungen bereit halten kann.
Was assoziieren wir mit Thailand? Entweder Rotlichttourismus oder Herstell-Land von Billigartikeln für unsere Industrie. Vielleicht haben wir im TV von den politischen Unruhen Kenntnis genommen oder kennen das Land, resp. den König, aus entsprechenden Postillen. Nicht nur die Damen kennen sicherlich das Einkaufsparadies im Changi Airport. Doch davon wollen wir hier nicht berichten, wir sind ja schliesslich ein Segelclub (mit einer sehr willkommenen Motorbootfraktion) …
Wie beginnt ein Törn? Mit einer Idee, einem Budget und der Buchung der Charteryacht … Felix entscheidet sich für einen Kat der Firma DREAM Yacht Charter. Der Name ist ja schon Programm … und Felix kennt die Gesellschaft und deren Qualitäten bereits von seinen Karibiktörns und den Seychellen.
Ausgangspunkt ist Pukhet, welches gut mit dem Flugzeug zu erreichen ist, entweder direkt oder via Bangkok. Dort liegt eine gut ausgerüstete Catana 47 Fuss Kat für die Crew bereit. 8 bis 10 Personen könnten an Bord einen gemütlichen Törn verbringen, doch wer will schon Enge an Bord? Weniger Personen bedeuten sicherlich mehr Vergnügen, u.a. dank mehr Platz für die Bordbar …
Das Fahrtengebiet im Golf von Pukhet ist flach. Der Tidenhub beträgt über 3 Meter, was starke
Strömungen zur Folge hat . Das Wasser ist sehr trüb und damit gibt es auch keine Sicht auf mögliche Untiefen. Also aufpassen …
Obwohl die Windrichtungen je nach Jahreszeit wechseln, herrscht doch mehrheitlich während der Segelsaison ein Ost-Monsun. Dieser kann äusserst schwach sein, doch meistens genügt er für’s angenehme Segeln.
Weiter im Süden nimmt der Tidenhub ab und auch das Meer wird wieder klar und karibisch schön.
Viele Inseln, die meisten bewohnt und auch touristisch erschlossen, bieten nicht immer eine gute Infrastruktur für den Segler, jedoch immer gutes und preiswertes Essen sowie Massagen für die vom Trimmen muskelverspannte Crew. Die einheimische Bevölkerung ist traditionell freundlich und die Restaurants – auch die am Strassenrand – sind perfekt für den kulinarisch interessierten Gast.
Das Kartenmaterial ist eher von geringerer Qualität. Eyeball Navigation und genaues Tracking auf der Seekarte sind also gefordert. Der Skipper sollte also kein Navi-Anfänger sein, etwas, dass es bei unserer Ausbildungsqualität nicht geben kann …
Die vielen kleinen Inseln sind „austauschbar“ und so gilt es, wie in Schweden’s Schären, diese auf der Seekarte abzuhaken. Sonst kann man sich gerne mal um 2-3 Steinhaufen irren, was bekanntlich dem Kiel und damit letztlich dem Geldbeutel schadet …
Keine Regel ohne Ausnahme … Der bekannte „James Bond Felsen“ ist wirklich einmalig und gut zu finden, nicht zuletzt auch wegen den Dutzenden von Touristenschiffen, die dieses Eiland erkunden. Klick, klick, klick … sehen die Touristen die Insel das erste Mal, wenn sie die Fotos betrachten? Schade, denn die besten Erinnerungen befinden sich nicht auf einem Chip oder einer CD, sondern im Herzen und im Kopf …
Auch wenn der Törn grundsätzlich risikofrei ist, sollte man einige Dinge beachten. Beispielsweise sollte das Massageöl nicht auf offene Wunden aufgetragen werden und auch Insektenstiche können heimtückisch sein. Ein Mitsegler hat eine Blutvergiftung erwischt und musste notfallmässig zum Arzt. Einmal mehr gilt: Nicht übertreiben, weder beim Essen noch bei den Massagen!
Die Bilder lassen erahnen, wie schön ein Törn in diesen Gefilden sein muss, doch kein Bild kann die Realität ersetzen. Deshalb empfiehlt Felix: Pack Badehose und T-Shirt ein und erkunde / er-esse Thailand, es lohnt sich!
Wie bereits erwähnt, sind die Zwischenstopps zwar einen Aufenthalt wert, aber nicht immer perfekt für die Verproviantierung und das Bunkern von Diesel und Wasser. Deshalb gilt es, richtig zu planen und sich möglichst bereits am Ausganghafen gut eindecken.
Nach der Devise von Felix, segeln und geniessen statt nur über das Thema zu sprechen, sind alle RGler herzlich eingeladen, dieses für viele noch unbekannte Seegebiet zu entdecken.
Mit einem herzlichen Applaus bedankten sich unsere Mitglieder für einen Stammabend, der das Träumen ermöglichte und uns gedanklich in die nächste Segelsaison führte.
Captain Andreas Schneeberger †