Stammabend 5. Mai 2015
So temporeich wie Martin Strobel mit seiner FARR40 „Vanitas Cube“ auf den Regatta-Revieren agiert, so rasch sind seine Stories erzählt. Der Stammabend vergeht im Fluge und wir lassen uns mitreissen von der Faszination des Regattasegelns in den schönsten Revieren Europas.
Als Martin zum ersten Mal bei uns zu Gast war, lag der Schwerpunkt seiner Ausführungen in den Bereichen: Wie baue ich ein Team auf und forme dieses? Wie organisiere und finanziere ich das teure Equipment? Was sind meine Erfahrungen mit der Yacht? Was motiviert mich, mich als Amateur mit den Profis zu messen?
Seit dem Erwerb der „Vanitas Cube“ sind nun drei Jahre vergangen und Martin und seine Crew um viele Erfahrungen reicher.
Im 2008 lag der Schwerpunkt auf den Trainings. Manöver mussten eingeübt, Abläufe automatisiert und perfektioniert werden. Dies ist nicht einfach, wenn die Crew auf einigen Positionen immer wieder neu bemannt werden muss, denn alle Crewmitglieder üben einen Beruf aus oder studieren, sind also nicht immer für alle Regatten disponibel.
In ihrer Klasse treffen zwei Amateurcrews auf die Grossen dieser Welt, alles Profis mit x Titeln an Olympiaden, Weltmeisterschaften, etc., es sind dies die „Vanitas Cube“ sowie die englische „Hooligan“. In diesen Profifeldern nicht abzufallen, dies ist das Ziel des Eigners, Martin Strobel. Siege sind für die Amateure kaum zu holen, dazu sind die Material- und Crewunterschiede zu entscheidend. Dennoch, man ist dabei und mit einem Quentchen Glück liegt vielleicht auch mal ein vorderer Rang drin, denn die Abstände zum „Treppchen“ sind nicht gross. Schon oft hat man nach dem Start vorne „mitgemischelt“, bis sich dann die Unterschiede langsam aber entscheidend auswirkten.
Eigentlich erstaunlich, dass der CCS Schweiz die „Vanitas Cube“ noch nicht als Werbeträger für unseren Club entdeckt hat. Man stelle sich vor: Unser Logo auf einem gewaltigen Spi und zig Tausend Segler in ganz Europa verfolgen das Spektakel „unserer“ Crew auf Eurosport. Sicherlich auch ein interessantes Sujet für viele Segelzeitschriften, nicht zuletzt für’s Cruising. Persönlich bin ich überzeugt, dass sich viele unserer Mitglieder und Interessenten mit dem Thema, dem Skipper und seiner Crew identifizieren könnten. Ich hoffe deshalb, dass der Vice-Commodore Marketing diese Zeilen liest und sich entsprechende Gedanken macht …
Doch zurück zu den vergangenen Regatten:
Capri 2009: Nach einer Irrfahrt durch enge Gassen ist man endlich mit Bus und Anhänger am Ziel. Der Sponsor hat eine super Regatta mit einer entsprechenden Party aufgezogen. Doch wer Capri kennt, weiss auch, dass an diesem Ort die Abzockerei erfunden worden ist. Die Regatta verläuft hektisch, die Protestflagge wird gezückt, denn es kracht gewaltig. Der Protest geht zwar verloren, doch die Profis wissen von nun an, dass die Amateure auch die Zähne zeigen können. „Keep free from the Swiss“ ist seit dieser Kollision nun doppeldeutig zu verstehen. Auch wenn das Race nicht gewonnen werden konnte, in Sachen Party und Karaoke ist Martin’s Crew führend.
Pre Worlds Juni 2009: Dies ist eine Audi Invitational, also eine Regatta, zu der auch Celebrities aus dem Showbusiness und der Sportwelt eingeladen werden, die in irgendeiner Form für den Autohersteller Werbung betreiben. Die Gäste werden den Yachten zugelost und am Schluss ist noch eine Position für die Schönste der Geladenen offen, die entweder auf der „Hooligan“ oder der „Vanitas Cube“ „Dienst“ tun wird. Martin verliert die Auslosung und so freut sich eine johlende englische Crew auf ihren attraktiven Gast. Die Gesichter werden länger, als ihre Ehemann verkündet, dass er an ihrer Stelle an der Regatta teilnehmen wird, da sie seekrank würde. Wer zuletzt lacht …. Doch am Schluss wird alles anders. Starkwind verhindert eine Durchführung der PreWorlds, denn bekanntlich wird auf Regattayachten nicht gerefft und man will schliesslich die Gäste nicht im Mittelmeer versenken …
Worlds 09: Endlich ist es soweit, man trifft auf die Weltelite und es geht um Ruhm und Ehre. Obwohl man Zweitletzter wird, ist man die beste Amateuryacht. Wow, geschafft! Die Fock 4 ist nach 2 Läufen delaminiert, ärgerlich für eine Crew, die ohne grosse Sponsoren auskommen muss. Bei der Vermessung des Spi’s gibt es weitere Probleme. Dieser ist ca. 10 cm zu gross, obwohl der Hersteller praktisch alle FARR40 ausrüstet. Mit etwas Wärme schrumpft der „Ballon“ auf Normgrösse und Martin dankt dem Tippgeber. So also arbeiten die Profis …
Voiles de St. Tropez : Dies ist Martin’s Hassliebe. Eigentlich wäre es eine super Regatta, wenn da nicht immer ein kleines Detail wäre … Die bereits transferierte Meldegebühr von 1‘000 EUR ist unauffindbar. Das Sekretariat ist hoch motiviert, Martin möglichst lange zu beschäftigen … Nochmals wird Geld hingeblättert und erst einige Monate später (nach zig emails und Telefonaten) erhält Martin die Bestätigung der Doppelzahlung und das Geld findet den Weg zurück in die Schweiz.
Die „Würfelcrew“, d.h. eine bunt zusammengesetzte Crew, wird von Lauf zu Lauf besser. Alle ordnen sich dem Ziel unter, es wird hart gearbeitet und die Resultate werden sukzessive besser. Schade, dass die Regatta so früh zu Ende ist, sonst hätte es doch noch zu einem Sieg in einem Lauf gereicht … Die Metamorphose der Crew zu einem exzellenten Team schlägt sich auch in der Namensgebung der Crew nieder, diese verlieren ihre bürgerlichen Namen. Der Zahnriemen-Radhjiv (Motorenklempner) sowie der weibliche Molen Biber (hat Schlauchboot einer Crew „abgeschnorrt“) werden wohl ihren neuen Namen für immer behalten.
Was steht für diese und nächste Saison an? Ziel wäre die „Sydney_11“, doch da stehen noch einige Budget-Wellen an, die es zu bewältigen gilt. Geplant sind Capri, Porto Cervo FARR40, ISAF Offshore Team World (ex Sardinia Cup), European CS sowie die Voile d’Automne. Umdispositionen sind jedoch zu erwarten, denn nicht jeder Veranstalter bringt nebst dem Willen auch die Sponsoren auf. So musste bspw. Dubrovnik gecancelled werden. Schade um dieses schöne Revier und die Regatta-Crewmitglieder, die bereits den Flug gebucht haben und die Überführungscrew, die nun Alternativen suchen muss. Für eine Amateurcrew wird die Sache also immer schwieriger, denn man kann nicht mehr richtig planen. Die Crewmitglieder benötigen also flexible Arbeitgeber und tolerante Partner.
Damit leitete Martin zum Thema Finanzen über. Zum Budget nannte er nur ein Stichwort: „Das Schweigen der Lämmer“. Das traditionelle Sponsoring ist schwieriger geworden. Deshalb möchte Martin u.a. auch Teambildungs- und Firmenevents anbieten, dies alleine oder in Kooperation mit der „Hooligan“. Wenn der Leser dieser Zeilen etwas für seine Mitarbeiter tun will, dann vermittelt der Schreiberling gerne den Kontakt zu Martin. Eine weitere Möglichkeit ist, kleinere Werbeflächen zu sponsern oder auch, das „Vanitas Cube“ T-Shirt zu erwerben, welches vom Schreibenden als Inspiration bei der Gestaltung des Texts getragen wird.
Einmal mehr war dies ein hervorragender Anlass, der allen anderen RG’s bestens empfohlen werden kann. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass Unternehmen von Martin’s Erfahrungen im Bereich Teambildung profitierten könnte. Nicht nur auf Regatta-Yachten gibt es Primadonnen, alles wissende Experten und Besserwisser …
Die interessiert zuhörende RG dankte Martin Strobel mit einem sehr grossen Applaus für sein Referat und die packenden Bilder und wünscht ihm viel Erfolg auf den Regattabahnen. Am liebsten wäre dem Captain und Schreibenden, wenn möglichst viele Profis die CCS Flagge vor ihrem Bug sehen würden!
Captain Andreas Schneeberger †