Vom Schatztauchen zur Marinearchäologie

Referent: Niklaus Graf von Sandizell

Vor 25 Jahren begann der Referent aus Abenteuerlust die Schatzsuche nach versunkenen Schiffen. Diese Taucherei wurde bald zur lebensverändernden Tätigkeit, denn die Regierung Portugals beauftragte ihn, in den portugiesischen Hoheitsgewässern nach Wracks zu suchen. Das war die Gründungsstunde für Arqueonautas. Sein Team arbeitet nach einem Ehrenkodex:

  • Projekte werden ausschliesslich unter staatlicher Lizenz geführt, keine Piraterie!
  • Es sind nachhaltige und wissenschaftlich fundierte Projekte
  • Transparenz über alle Aktivitäten, keine Geheimhaltung von Funden!
  • Schaffung von Museen mit den Funden
  • Philosophie: Nachhaltigkeit: Jahrelange Projekte, damit die Einheimischen geschult und die Museen in Zukunft von ihnen betrieben werden können.

Der Arbeitsablauf im Einzelnen: Jede Nation führt Archive über die Seefahrt und deren Verlust von Schiffen. In diesen Archiven beginnt die Marinearchäologie. Intensives Studium der Akten, Zusammentragen der Infos über die Mannschaft, Kanonenanzahl, Schätze an Bord,Ueberlebende etc. zu gesunkenen Schiffen. Ziel ist es, in Regionen zu forschen, wo viele Wracks liegen. Aus dieser Archivrecherche wird danach, wenn es sich lohnt, ein Projekt zur gezielten Suche gestartet. Ein Schiff wird angemietet, Mitarbeitende gesucht.

Für die Ortung der Wracks werden Magnetometer (macht Ungereimtheiten sichtbar) und Sidescanner (sieht Schatten) eingesetzt. Nach dem Fund eines Wracks gehen Taucher mit Metalldetektoren und Sandabtragegeräten (Gebläse) hinunter. Danach folgt eine sorgfältige Bergung, eine seriöse Dokumentierung und die Konservierung der Funde. Diese Konservierung ist sehr wichtig: Broncekanonen beispielsweise bekommen ohne Konservierung Narben, Porzellan zerspringt. – Leider wird vieles auch von Fischern gestohlen.

Sidescanner

Wer ist die Arqueonautas?

  • Co-gründer Nikolaus Graf von Sandizell in Portugal, 1995;
  • Mission: Schutz und Erhalt des maritimen Weltkulturerbes;
  • Operativer Einsatz in den Kapverden 1995-2002 aufgrund eines exklusiven Lizenzabkommens für die gesamten Hoheitsgewässer des Archipels;
  • Operativer Einsatz in Mosambik als Konsortium mit dem staatlichen Unternehmen Património Internacional SARL basierend auf einem 1999-2012 Lizenzabkommen mit Património Internacional SARL und dem Kultusministerium. Operativer Einsatz Indonesien, Beginn  in 2007 und fortlaufend;
  • Operativer Einsatz Vietnam (2004/5) und Brasilien (2010) auf Einladung lokaler Behörden/Organisationen;
  • Ortung 150 historischer Schiffswracks, hiervon wurden 15 Wracks ausgegraben, geborgen und wissenschaftlich erfasst, bei 4 Wracks wurden in-situ-Konservierungsmassnahmen vorgenommen; (80 Prozent der Funde sind in Museen; die restlichen 20 Prozent gingen in Auktion zur Finanzierung der Projekte).
  • Arqueonautas ist derzeitiger Weltmarktführer im Privatsektor für Unterwasser-Archäologie in Tiefen bis zu 60m. Die meisten Wracks liegen sowieso in den Tiefen bis höchstens 60 Meter!
  • Zu Beginn war Arqueonautas eine Aktiengesellschaft, jetzt ist es ein Verein. Finanziert werden die Projekte durch Spenden, Auktionen von Funden und einer Modemarke „Arqueonautas“ (Kleider, aus deren Verkauf Geld in den Verein fliesst).Spezielle Funde von Arqueonautas:
  • Vor Mosambik wurde eine im Jahr 1622 in Spanien geprägte Münze gefunden. Das Schiff sank im selben Jahr!
  • 700‘000 Stück chinesisches Porzellan wurde gefunden. Die chinesische Regierung ist sehr daran interessiert, dass Porzellan, das auf Meeresgrund liegt, geborgen und ins Museum gebracht wird. (Die blaue Farbe im chines. Porzellan ist Kobalt, gebrannt bei 2000 Grad).
  • Geborgen wurden bis heute 100‘000 Münzen und 10‘000 Artefakte.

 

Das reichste Wrack, das je gefunden wurde, ist die San José. Ein Millardenschatz lagert an Bord in 600 Metern Tiefe vor dem Hafen Cartagena in Kolumbien: Millionen Goldmünzen, fast 200 Tonnen Smaragde.

 

Aktuelle Arqueonautas-Projekte sind in Indonesien (Schiffswrack der Para finden, ein deutsches Handelsschiff) und in den bayrischen Seen (gewaltige Munitinsdepots).

Ein sehr spannender Abend endete leider viel zu früh. Der Referent verstand es ausgezeichnet, uns mit seinen interessanten Ausführungen in den Bann zu ziehen. Herzlichen Dank und weiterhin viel Glück beim Finden versunkener Schätze!

Hugo Buser Vizecaptain

Metalldetektor
Fund: Chinaporzellan
Silbermünzen Mosambik