Wolfgang Clemens / Zauberhafte Südsee 21. Oktober 2020 // RG Basel Stammabend
Wolfgang Clemens, genannt Gangerl, ist seit 1988 unterwegs als Weltumsegler, Aussteiger, Taucher, Deltasegler und Abenteurer. Gangerl hat das gemacht, wovon die Meisten von uns nur träumen. Zählt man seine Seemeilen zusammen, hat er die Erde mehrmals umrundet. Seine Leidenschaft: Naturvölker der Südsee, leben als „Robinson“ auf einer einsamen Insel, die Unterwasserwelt bestaunen. All seine angesteuerten Südseeinseln hat er noch vor den Kreuzfahrtschiffen erlebt, vor dem grossen Tourismus, der alles zerstört.
Zur Person: Geboren in Breslau 1941, aufgewachsen in Bayern, gelernter Kunstschmied. Er wollte einfach aussteigen, weg von der Zivilisation. Seine seglerische Erfahrung begann mit dem Kauf eines 470er Bootes. Später war er in Friedrichshafen angetan von grossen Yachten! Das wärs, eine solche zu besitzen! Also kaufte er sich ein Buch mit dem Titel „Yachten zum Selberbauen“. Gelesen, getan:
Seine Yacht, die er nun selber baute, ist 16 Meter lang, hat 18 Tonnen, Schiffstyp Hydra aus Kanada. Einziger Unterschied: Gangerl baute aus Stahl nicht aus Kunststoff. Schiffstaufe war im Mai 1988. Danach verkaufte er seine Firma und damit begann die erste Fahrt, die Donau hinunter ins Schwarze Meer.
In Griechenland sass er drei Monate im Knast – statt 2 Jahre wie anfangs verurteilt. (Franz Joseph Strauss als bayrischer Politiker hat die Kürzung hinbekommen. Grund der Strafe: Steine vom Tauchen wollte er nach Deutschland mitnehmen)
Am Bosporus nahm er die ersten Chartergäste an Bord (Ungaren). In Palermo gab es erstmals mit dem Mercedes Motor Probleme infolge zu grosser Krängung. Wasser drang in den Motor ein. Reparaturkosten 6000 Euro! Ueber Mallorca, die Kanaren (schwerer Sturm, 11 bis 12 Bf / die meisten Boote segelten zurück nach Gibraltar, Gangerl zog es durch), den Atlantik segelte er in die Karibik (St. Lucia, Martinique am Heilig Abend), mit Chartergästen nach Venezuela und Panama.
Sein Hund an Bord hatte sich in der Zwischenzeit zum Meeresraubtier entwickelt. Er lernte sogar Tauchen und brachte alles Mögliche an Meerestieren an den Strand.
In Panama wurde er zweimal von Gangs angefallen. Als Folge davon war er nur noch schwer bewaffnet unterwegs. Die Durchfahrt durch den Panamakanal kostete damals 180 Dollar, heute das Zehnfache: 1800 Dollar.
Nach dem Kanal war er 5 Tage mit Motor unterwegs nach Cocos Island, einem Traum-Tauchparadies. EigentIich ist Gangerl nicht wegen dem Segeln unterwegs, sondern wegen der Unterwasser-Tierwelt. So ein tolles Tauchparadies hatte er vorher noch nie gesehen: Ein ganzes Rudel Hammerhaie, Langusten, von denen auch einige im Kochtopf landeten, waren das Highlight. – Nun folgte eine 34-tägige Fahrt nach den Marquesas Inseln, dem Tor zur Südsee. Gangerl war überall auch mit dem Deltasegler unterwegs, hat zwei Abstürze überlebt, einmal aus 500 Metern.
Die Südsee: Hier hat Gangerl die Wurzen des Lebens gefunden und auf einer einsamen Insel ein Haus gebaut. Sein Hund hat alles aus dem Meer geholt. Auch eine Muräne griff er an, die ihn zur Verteidigung in den Fuss biss! Es gab sehr viele Haie: Rochen und Haie schwammen im knietiefen Wasser direkt an den Füssen vorbei. Damals waren alle Strände noch blitzsauber und nicht wie heute mit Plastikflaschen verseucht.
Ein neues Crewmitglied, eine Katze, die auf einer einsamen Insel lebte, war fortan mit dabei und verstand sich mit dem Hund bestens.
Gangerl versteht es bestens, seine tollen Erlebnisse hautnah zu erzählen, sei es nun der Besuch beim König von Tonga, der Empfang in Nanumea mit einem Riesenfest – in der Zwischenzeit war er mit zwei anderen Schiffen auf der Reise von Insel zu Insel -, bei dem jedes der 3 Schiffe ein Schwein als Geschenk erhielt oder die Festgelage auf den Fidschi Inseln. (Zum Teil muss man Bewilligungen für die Anlandung auf den verschiedenen Inseln holen). Weitere Ziele waren: Tahiti, Neuseeland, die Salomonen, Vanuatu, ein Paradies von 80 Inseln, die sich über 1300 Kilometer erstrecken. Die Einwohner von Pentecost in Vanuatu haben übrigens das Bungee Jumping erfunden. Dort muss jeder Junge von einem Holzturm springen mit Lianen gesichert, damit er im Kreis der Erwachsenen aufgenommen wird. Um diese Schau filmen zu dürfen, haben TV Gesellschaften schon bis zu 20’000 Dollar bezahlt!
Speziell auf den Fidschi Inseln ist ihm aufgefallen, dass die Menschen zufrieden und genügsam sind, keinen Neid kennen. Und spontan feiern sie Empfangs- oder Geburtstagsfeste für die Gäste!
Einzig Bora Bora, die angeblich schönste Insel der Südsee, war für Gangerl eine Enttäuschung: Die Menschen sind unfreundlich, geldgierig, alles ist teuer. Der Tourismus hat hier schon Vieles verdorben.
Gangerl hat auf seinen Segelreisen die wildesten Stämme besucht, wurde auf den Philippinen von drei Piraten angegriffen, von denen er zwei erschoss, besuchte Papua, die Insel der Menschenfresser. – Seit 32 Jahren ist er nun unterwegs, aktuell mit dem zweiten Schiff, einer Bavaria, weil er mit der selbstgebauten Yacht Schiffbruch erlitt.
Lest seine beiden Bücher und ihr werden gefesselt sein von seinen Erzählungen. Videos und Berichte gibt es auch auf seiner Homepage: www.gangerl.net
Ein ganz toller Abend!
Hugo Buser