Vanitas Cube – On the Way

Stammabend 4. Februar 2009

events-2009-farr40_2Wenn trotz Verlegung des Stammabend-Lokals über 80 Mitglieder der RG Basel den Weg unter ihre Füsse nehmen, dann stehen ein kompetenter Referent sowie ein spannendes Thema auf dem Programm.

Mit Martin Strobel durfte Captain Andreas Schneeberger † einen Top-Referenten begrüssen, der trotz seiner beachtlichen Erfolge in der FARR40 Klasse mit beiden Füssen auf dem Boden steht und beweist, dass man trotz Spitzenleistungen bescheiden bleiben kann. Dies macht ihn besonders sympathisch.

Martin hat sich zum Ziel gesetzt, die Profis mit einer internationalen Amateurcrew, davon in der Mehrzahl Schweizer, herauszufordern. Dabei steht ihm ein Jahresbudget zur Verfügung, die andere Crews für einen neuen Segelsatz investieren. Die Resultate in der Saison 2008 haben gezeigt, dass mit einem Quäntchen Glück und viel Können mangelnde finanzielle Ressourcen mindestens teilweise kompensiert werden können.

Doch blenden wir zurück. Martin hat schon als Jugendlicher mit Jollensegeln begonnen, hat dann auf Jachten wie Trias und Star gewechselt und war bereits mit 19 Jahren als Skipper I für den CCS unterwegs und hat Crews sicher im Channel und auf dem Atlantik geführt. Wenn er nicht gerade auf dem Neuenburgersee unterwegs war, hat er seine Regattaambitionen mit einer IMX40 befriedigt und einige Pokale abgeräumt, so u.a. als Sieger über die Langstrecke an der WM05.

Irgendwann war die IMX40 out, jedoch nicht Martin’s Ambitionen und Motivation für’s Regattieren. Dank einer günstigen Konstellation gelang es ihm Ende 2007, eine FARR40 zu vernünftigen Konditionen zu erwerben.

Regattaerfolge erlangt man nicht nur mit einer entsprechenden Yacht, sondern es bedarf auch einer Winner-Crew. Wenn diese nicht bezahlt werden kann, so können auch die international bekannten Cracks nicht angeworben werden. Es gibt sie jedoch noch, Segler, die ihre Freizeit und viel Geld opfern, um schlicht und ergreifend dabei sein zu dürfen, denn in dieser Klasse treffen sich nicht nur die Spitzensegler, sondern auch die Regatta-Orte sind eine Reise wert.

Im 2008 ging’s dann los mit der Sichtung der Crew-Mitglieder und dem „Einfahren“ der Jacht. Faszinierende Bilder und Videosequenzen vom Überführungstörn von Toulon nach Malta und den ersten Regatten wie dem Giraglia Rolex Cup (Rang 6 von 42), den Voiles de St. Tropez und der Voile d’Automne zeigten das Potential der FARR40 eindrücklich auf.

Die „Badewanne“ weist ein offenes Cockpit auf und ist logischerweise unter Deck relativ „aufgeräumt“, d.h. nebst dem Motorblock ist v.a. die High-Tech Navigations-Ecke dominant. Ein kleiner (aber 3-flammiger) Herd trägt zur „Gemütlichkeit“ ebenso bei wie die Rohrkojen. Bei Überführungen zu Temperaturen knapp über dem Nullpunkt sicherlich nicht jedermanns Sache. Komfort ist jedoch bei Regatten Nebensache, denn bei einer Segelfläche von über 100m2 am Wind, 2.60m Tiefgang und fast 5 Tonnen Verdrängung „geht die Post ab“ und gemütlich-bequem kann man es bei der Siegerehrung haben. Ein Regattaboot ist nicht für Überführungen konzipiert und das ist gut so …

Regatta-Crewmitglieder sind oft spezielle Charaktere. V.a. Amateure sind hin- und hergerissen zwischen Funfaktor und Ernsthaftigkeit. Verpatzte Manöver und taktische Fehlleistungen werden aber auch beim legeren Typ entweder mit eisernem Schweigen oder mit grosser Lautstärke „abgewettert“. Martin’s Schilderungen der gruppendynamischen Prozesse führten zu einem grossen Schmunzeln in der Runde, denn diese sind auch aus eigener Erfahrung bestens bekannt. Martin’s Kommentar, dass die Lautstärke einer Crew oft mit der Leistungsfähigkeit negativ korreliert, dürften nicht nur Regattafreaks bestätigen … (das „Hafenkino“ bietet in der Saison einen entsprechenden Anschauungsunterricht).

Nun, nach einem Jahr Training „stand“ die Stammcrew und für jedes Crewmitglied gab es Ende 2008 logischerweise auch mindestens ein Ersatzmitglied, das sich durch entsprechende Leistung für einen Stammplatz qualifizieren kann. Der interne Wettbewerb stachelte positiv an und wird bis heute von allen Crewmitgliedern akzeptiert.

Interessant für Nicht-Regattafreaks war, dass Manöver nicht „klassisch“ angesagt werden, sondern mit Zahlen codiert werden (Beispiel: 3=Wende). Dies erleichtert und beschleunigt die interne Kommunikation und verschleiert die Absichten im Startraum. Zudem wurde für die Vanitas Cube Crew jedes Manöver in Teilschritte „zerlegt“ und in EXCEL dokumentiert. Wie jeder Regattateilnehmer weiss, ist das Erfolgsgeheimnis einer siegreichen Regattacrew nicht in grossen Unterschieden bei Crew, Boot, Taktik, etc. zu suchen, sondern in der permanenten und auch kleinsten Optimierung aller Komponenten. Eine marginale Veränderung des Krängungswinkels, des Segeltrimms im Millimeterbereich, etc. verändert die Geschwindigkeit zwar nur leicht, in der Summe jedoch signifikant positiv. Deshalb hat Martin nicht nur Gewicht auf die Dokumentation gelegt, sondern er arbeitet auch von Zeit zu Zeit mit Spitzenseglern, die der Crew und damit den Alphatierchen auf einem hohen Niveau noch einen zusätzlichen Kick verleihen können.

Eine Teilnahme an der FARR40 WM und an diversen Regatten im 2009 kostet Geld, viel Geld. Dank Sponsor PUMA ist die Crew bekleidungsmässig bestens ausgestattet und ein ebenfalls gesponserter Bus erspart der Mannschaft Transportkosten. Martin kann zudem oft recht kostengünstig auf Regatta-Segel zurückgreifen, die andere Crews nach einigen wenigen Stunden Nutzung entsorgt haben (3‘000 EUR für 20 Stunden „alte“ Segel). In der FARR40 Klasse besteht eine entsprechende Solidargemeinschaft, auch wenn man sich logischerweise auf den Regattabahnen nichts schenkt.

Was steht 2009 auf dem Programm? Bald beginnt die Saison mit dem Porto Rotondo Cup, gefolgt von der Capri Sailing Week. Höhepunkt bildet die WORLDS 09 im Juni und Saisonschluss wird einmal mehr die Voiles de St. Tropez sein. 10 Mann mit 760 kg maximales Gesamtgewicht werden ihre klar verteilten Rollen wahrnehmen und es den „Grossen“ zeigen wollen. Wir halten Dir, Martin, sowie deiner Crew die Daumen!
Die Logistik an Land ist ebenso wichtig, wie die Crew an Bord. Ohne professionelles Management geht es nicht. Crew- und Boatmanager sowie weitere Spezialisten müssen 1‘000 Sachen im Griff haben, vom Sandwich als Zwischenverpflegung bis hin zur Bootsüberholung, von der Organisation der Crew-Transporte bis hin zur Vermarktung des Projekts.

Wie finanziert Martin, ein Jurist, ein solches Projekt? Aus eigenem Sack, mit Sponsoreneinnahmen und v.a. auch vielen Gratisleistungen, bspw. auch seitens des SRS. Gerne würde er die FARR40 auch für Firmen und Teambildungsevents zur Verfügung stellen, zur heutigen Zeit nicht gerade im Trend … Wer als Leser eine solche Idee mit sich herumträgt, der melde sich doch bitte bei Martin Strobel (die email Adresse findest du auf der Homepage von Vanitas Cube), er wird sicherlich gerne weiterhelfen.
Martin, wir sind vom Vortrag und deinem Projekt beeindruckt und den sehr grossen Applaus hast du dir redlich verdient.

Wir danken dir auch für deine Bereitschaft, die FARR40 für ein Jugendprojekt der RG Basel zur Verfügung zu stellen und der eine oder andere Teilnehmer wird sicherlich für einen Überführungstörn anheuern wollen.

Gerne danken wir dir auch für den Verkauf von 2 Rettungsinseln zu günstigen Konditionen an die RG Basel, die wir an unseren ISAF Safety Trainings einsetzen werden. Dies ist eine weitere Etappe in unseren Bemühungen, die Ausbildungsprogramme noch weiter zu optimieren und zu professionalisieren.
Wer mehr zum Projekt wissen will, dem sei die Webpage www.vanitascube.ch bestens empfohlen. Dort findest Du alles Wissenswerte.

Lieber Martin, der Anlass war super und ich denke, dass dein Projekt noch mehr Beachtung und Support in der Schweiz verdienen würde. Unsere Unterstützung im Rahmen des Clubs hast du.

Captain Andreas Schneeberger

P.S. Ein spezieller Dank geht auch an unseren Kassier, Didi, der den Anlass perfekt organisiert hat und an unser Clubmitglied Enrique, der die Lokalität „Mittenza“ spontan zur Verfügung gestellt hat.

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