Wettermodelle und Wettervorhersagen – Meteoblue

Stammabend 1. Dezember 2010

events-2010-meteoblueEigentlich hätte die Wetterfee von Tele Basel und Neumitglied unserer RG die rund 80 Mitglieder begrüssen sollen, doch eine Grippe machte ihr resp. uns einen Strich durch die Rechnung. So blieb die Surprise aus und die RG musste mit dem Captain Vorlieb nehmen, der den Referenten vorstellte.

Dr. Karl Gutbrod ist Geschäftsführer von Meteoblue (www.meteoblue.ch) , einem Unternehmen, das schon mehrere Preise einheimsen durfte und ein Spin-off der Uni Basel ist. Karl‘s Background ist nicht die Meteorologie, sondern die Agrarwissenschaft. Sein Bezug zum Segeln ist die Liebe zu Wind und Wetter sowie etwas Crew-Praxis auf krängenden Yachten.

Wie kam die Uni Basel dazu, sich mit Wettermodellen zu beschäftigen? Am Anfang stand der Störfall „Schweizerhalle“: damals bekamen die Einsatzleiter teilweise widersprüchliche Vorhersagen der benachbarten Wetterdienste zur Windrichtungen. In der Folge gründete die Uni Basel ein eigenes meteorologisches Institut, das sich erst mit dem Lokal- und später dem grossräumigeren Wetter befasste – quasi Krise als Chance …
Bekanntlich gibt es unterschiedliche Ansätze, wie das Wetter von morgen respektive langfristige Trends prognostiziert werden können:

a) Trend: Wird die Badekleidung im Verlaufe der Jahre kleiner, so kann von einer globalen Erderwärmung ausgegangen werden 😉
b) Extrapolation: Scheint die Sonne in der Wüste 365 Tage lang, so wird dies auch morgen der Fall sein.
c) Wahrsagung: Die Muotathaler Wetterfrösche haben da mehr Erfahrung mit ihrer Intuition …
d) Prophezeiung: Wer den Schirm vergisst, wird mal im Regen stehen
e) Modellbasierte Prognose: Aufgrund der Messungen von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, etc. kann für morgen mit 70% Sicherheit mit einem Wind NE 4 sowie Sonnenschein gerechnet werden

Meteo kann sehr wohl mit Humor vermittelt werden. Karl’s Einführung in das Thema ist „spritzig“ und er hat die Lacher sehr oft auf seiner Seite.
Die heutigen Wetter-Modelle basieren auf mathematischen Verfahren, die das gesamte Geschehen landesweit in klar definierte Gitterzellen teilen und dann im Voraus berechnen. Gewonnen werden die Werte von Wetterstationen, Bojen, Flugzeugen, Satelliten und Ballonen, die jedoch lediglich eine Abdeckung von 0.1% sicherstellen. Die restlichen 99.9% müssen gerechnet werden.

Wichtig ist auch: Um lokale Erkenntnisse gewinnen zu können, braucht es die Kenntnisse der globalen Wettersysteme. Lokale Messstationen genügen da sicherlich nicht!

Nach einem Ausflug in die Welt der Modelle ging’s flott in die Vorhersagequalität. Bis auf 3 Km räumlicher Auflösung können Vorgänge schon ganz gut prognostiziert werden. Für uns Segler ist dennoch ernüchternd, dass lokale Wettersituationen nur bedingt erfasst bzw. prognostiziert werden können. Lokale Fallwinde und Huk-Effekte sind nur auf wenigen, hochaufgelösten Wetterkarte verzeichnet … Dies liegt an der bereits beschriebenen Problematik, dass die relevanten Messwerte nur punktuell und in einigen Gebieten praktisch gar nicht ermittelt werden, am Rechenaufwand, der für die kleinräumige Berechnung nötig ist, aber auch an der Tatsache, dass das Wetter grundsätzlich chaotisch verläuft.
Weltweit bilden im Wesentlichen drei globale Wettermodelle die Basis für die Wettervorhersagen. Die Kunst der Meteo-Spezialisten ist es also, aus den Rohdaten die richtigen (lokalen) Modelle zu kreieren und diese visuell und zielgruppenspezifisch aufzubereiten.

Der Feedback aus der Teilnehmerrunde hat gezeigt, dass meteoblue bei uns Seglern noch mehr punkten könnte, wenn weitere Features in ihren Programmen eingebaut würden, respektive ehemals verfügbare wieder aufleben lassen würde. So haben uns die tollen Animationen gefallen, die die Windströmungen so schön visualisiert haben. Diese rechenintensiven Applikationen sind für ein Kleinunternehmen selbstredend schwieriger zu finanzieren als für eine Uni …

Wetter bewegt … uns Segler auf dem Wasser … aber auch im Saal als Zuhörer. Mit Karl Gutbrod verflogen die 2 Stunden im Nu und schon bald standen die Mitglieder Schlange, um individuelle Infos abzuholen …

Als Dank erhielt der Referent vom Captain einen süffigen „Frostschutz“, das richtige Mittel an diesem Abend. Wir vom Vorstand haben die vereisten und verschneiten Strassen antizipiert und das richtige Geschenk dank unserer Langzeitprognose beschafft.

Wenn ich für andere RG’s eine Prognose wagen darf, dann die: Wer Karl Gutbrod als Referenten bucht, hat full house, bei schlechtem und bei schönem Wetter!

Captain Andreas Schneeberger

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